Empathie verstehen & lernen

Erste Schritte zum Verständnis
Empathie bedeutet: Sich in den anderen Menschen einfühlen. Dazu braucht es auch Demut

Empathie bedeutet: Sich in den anderen Menschen einfühlen. Dazu braucht es auch Demut

Das Wort Empathie gibt es bei uns noch gar nicht so fürchterlich lange. Erst in den 1990iger Jahren fand es allmählich immer mehr Verbreitung.

Laut Wikipedia hat es folgende Bedeutung:
„Empathie bezeichnet die Fähigkeit und Bereitschaft, Gedanken, Emotionen, Motive und Persönlichkeitsmerkmale einer anderen Person zu erkennen und zu verstehen. Zur Empathie gehört auch die Reaktion auf die Gefühle anderer Menschen, wie zum Beispiel Mitleid, Trauer, Schmerz oder Hilfsimpuls. Grundlage der Empathie ist die Selbstwahrnehmung; je offener man für seine eigenen Emotionen ist, desto besser kann man die Gefühle anderer deuten. …“

Bei Wikipedia finden Sie unter dem Stichwort: „Empathie“, noch eine ganze Menge weiterer Informationen. Für alle die, die mehr Fakten zum Stichwort erfahren möchten.

Das Wort Empathie hat besonders in der Psychologie eine große Bedeutung. Denn es ist die Empathie, die dafür sorgt, dass wir einen guten Umgang mit unserer Umwelt pflegen. Sie ist Zeichen einer gewissen psychischen Entwicklung und Reife. Um Empathie in seiner wahren Bedeutung zu verstehen und darüber hinaus zu (er-)lernen, ist allerdings mehr nötig, als das Googlen bei Wikipedia. Übung zum Beispiel und Selbstbeobachtung.

Empathie beinhaltet zwar Mitgefühl, geht aber darüber weit darüber hinaus. Es ist letztendlich die Fähigkeit, sich nicht nur in andere Menschen und deren Lebensumstände einzufühlen, sondern auch adäquat darauf zu reagieren. Wichtig ist bei Empathie, sein eigenes Bewertungssystem beiseite zu lassen. Dazu gehört eine gewisse Demut der Situation gegenüber, um seine eigenen Werturteile unbeachtet zu lassen.

Wenn ein guter Freund ankommt, und gesteht, er habe seine Frau betrogen, und er hätte Angst vor ihrer Reaktion, dann hilft es diesem wenig, wenn man ihn verurteilt, und äußert, dass man ja seine Partnerin auch nicht betrügen solle. Vielmehr würde es ihm helfen, wenn man sich als Freund in die Situation eindenkt, und auch eine Idee davon hat, wie die Ehefrau wohl reagieren würde. Hierbei geht es nicht darum, seine eigene Einstellung zu verleugnen, oder sich zu verstellen, sondern darum, empathisch auf den Freund einzuwirken. Als Hilfe erlebt man Worte von Freunden nur dann, wenn man auch erkennen kann, dass der Gesprächspartner die Problematik für einen selbst verstanden hat.

Freundinnen sagen in solchen Fällen gern: „Was? Er hat dich betrogen? DAS würde ich mir ja nicht gefallen lassen… Ich würde mich sofort trennen.“ Ist das hilfreich? Hat sie bei ihrem Urteil nicht vergessen, dass das Paar immer sehr gut miteinander ausgekommen ist? Dass die beiden zwei Kinder haben, und die Betrogene ihren Mann noch liebt???

Ein weiteres Beispiel: Eine gute Freundin trauert um ihren Partner, der überraschend an einem Herzinfarkt gestorben ist. Mitgefühl heißt, mitzuempfinden, dass die Freundin traurig ist, und ihr tröstende Worte zu spenden: „Das Leben geht weiter…“, „Irgendwann wird der Schmerz aufhören…“, „Du musst nach vorn schauen…“ – oft empfinden Trauernde diese Sätze aber eher als Schläge. Statt zu helfen, tun sie einfach nur weh, da der trauernde Mensch zu diesem Zeitpunkt einfach etwas anderes braucht.

Empathie würde in diesem Beispiel bedeuten: Ich verstehe, dass meine Freundin traurig ist, weil sie einen großen Verlust erlitten hat. Da sie über 20 Jahre mit ihrem Partner zusammen ist, wird sie besonders darunter leiden, dass dieser nicht mehr an ihrer Seite weilt. Die beiden waren ein echtes Team. Darüber hinaus haben die beiden sehr zurück gezogen gelebt, und sie hat kaum enge Freunde, da ihr Partner ihr bester Freund war. Was sie jetzt braucht, ist Zuneigung, Präsenz, und nicht allein sein. Daraus folgen Sätze, wie: „Komm‘ bitte mit, und bleibe ein paar Tage zu uns, wir sind für dich da. Du bist nicht allein!“ Oder: „Soll ich ein paar Nächte bei dir bleiben? Einfach, damit du nicht allein bist?“, „Möchtest du mit mir über deinen Kummer sprechen?“, usw.

Da jeder Mensch Probleme ganz eigen und anders verarbeitet, muss man vorsichtig sein, und nicht versuchen, dem anderen seine eigene Art überzustülpen. Viel besser ist es, empathisch zu reagieren, und gemeinsam zu schauen, was für die Freundin oder den Freund das Beste ist.

Um sich gut in die Gefühle des Gesprächspartner einzufühlen, bedarf es einer fundierten Kenntnis der eigenen Gefühle. Über Selbstreflektion und Selbsterkenntnis lernen wir, gut mit dem Thema Gefühle umzugehen. So ist Selbstbeobachtung ist das A und O beim Erlernen von Empathie. Also: einfach anfangen, sich selbst zu beobachten. Das ist der erste Schritt.

Weitere Beiträge zu diesem Thema folgen, damit der einzelne Artikel nicht zu lang wird.

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Hier bloggt für euch Almut Bacmeister-Boukherbata, Psychologische Beraterin & Paarberaterin in eigener Praxis seit 2001. In Hamburg lebend und praktizierend. Bietet seit 2010 auch mobile Beratung im Hamburger Umkreis an. Für alle, die nicht aus Ihrem Einzugsgebiet kommen, bietet sie ebenfalls Telefoncoaching an. Ihre Arbeitsweise ist kreativ und intuitiv, Klientenbezogen. Bekannt unter dem Begriff: "Individuelle Wegbegleitung". Sie schreibt Bücher und betätigt sich künstlerisch.

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