Die eigene Wichtigkeit erkennen

„Wichtig sein“ ist ein menschliches Grundrecht

In meinen Beratungen habe ich mehrere Lieblingssätze. dieser gehört dazu: „Jeder Mensch hat das Recht auf seine eigene Wichtigkeit.“ Dieser Satz gewinnt eigentlich immer dann an Bedeutung, wenn verschiedene Menschen aufeinandertreffen. Gerade bei Paaren, die schon lange zusammen sind, und zu mir zur Beratung kommen, fällt es auf, das der eine den anderen nicht mehr wichtig nimmt.

Ganz anders, als bei Frischverliebten, die gern alles um sich herum vergessen, weil es nur noch eine Person gibt, die wichtig ist: Das Gegenüber, in das man sich verliebt hat. Aber von dieser Wichtigkeit soll hier nicht die Rede sein.

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Was bedeutet nun: Das eigene Recht auf Wichtigkeit überhaupt?

Es ist ein Grundbedürfnis des Menschen, wichtig für andere zu sein.

Das zeigt sich schon in ganz jungen Jahren, wenn sich ein Kleinkind immer wieder der Aufmerksamkeit seiner Eltern versichert. Noch deutlicher wird dies bei Neugeborenen und Babys, die ohne die Aufmerksamkeit ihrer Eltern nicht überleben würden. Das Recht auf Wichtigkeit fängt in dem Moment der Geburt an.

Wir haben das Recht darauf, so wichtig für unsere Eltern zu sein, dass sie uns gut versorgen. Aber genauso wichtig ist es, auch emotional und seelisch gut versorgt zu werden. Wenn dies den Eltern nicht gelingt, wird das Kind im Erwachsenenalter später u.U. seelische Probleme bekommen. Die Eltern sind nämlich auch wichtig dafür, dem Kind dessen Wichtigkeit in den ersten Lebensjahren zu spiegeln.

Aber auch wenn wir älter werden, bleibt das Recht auf Wichtigkeit bestehen. Schon in Kinderjahren wollen wir den Freunden wichtig sein, was sich in Sätzen, wie: „Du bist mein Freund,“ oder „du bist nicht mehr mein Freund.“ und ähnlichem zeigt.

Im jugendlichen Alter schließen wir uns einer Peargroup an, das ist ein Gruppe von Gleichgesinnten, die fortan für uns von größerer Wichtigkeit sind, als unsere Familie. Diese Peargroup wird unser Maßstab. Die Peargroup entscheidet darüber, was geht, und was nicht. Wir wollen uns auch dort wichtig fühlen.

Im jungen Erwachsenenalter wenden wir uns dann einem neuen Gegenüber zu. Dem Partnerschaftlichen, – in der Regel einer einzelnen Person, die zukünftig nicht nur unser „EIN-UND-ALLES“ sein soll, sondern wir auch ihres.

Solange die Verliebtheit anhält, haben wir keine Zweifel daran, dass wir für unseren Partner das Wichtigste auf der Welt sind. Im Idealfall verwandelt sich diese Verliebtheit in Liebe, die uns weiterhin das Gefühl vermittelt, dem Anderen wichtig zu sein.

Was aber, wenn wir allein sind, oder die mit der Liebe einhergehende Aufmerksamkeit nachlässt?

Zunächst einmal streben wir immer auf die eine oder andere Art danach, für andere Menschen wichtig zu sein. Das kann ich, wenn ich Single bin, für meine Freunde sein, evtl. für meine Kollegen, oder für Projekte, in denen ich vielleicht ein Ehrenamt ausfülle. Als Partner in einer langjährigen Beziehung bin ich in jüngeren Jahren für meine Kinder wichtig – als Gegenstück zu den o.g. Beispielen, oder kann mir, wenn ich kinderlos bin, meine Wichtigkeit über andere Dinge bestätigen lassen. Vielleicht mache ich exzessiv Sport und werde so wichtig für meine Sportkameraden, oder ich suche mir andere Dingen, die mich meine Wichtigkeit spüren lassen.

In einer Paarbeziehung wäre es wichtig, dass mein Partner mich mit meinen Wünschen und Äußerungen ernst nimmt, und meine Gefühlswelt zu verstehen versucht. Negativ wäre es, den Partner so zu ignorieren, als würde er keine Rolle mehr im eigenen Leben spielen. Ein Grund, warum das „Ignoriertwerden“ für die meisten Menschen so unaushaltbar ist. Es rührt nämlich am eigenen Bedürfnis, wichtig zu sein.

Auch hier, wie bei vielen anderen Dingen gilt: ich muss lernen, mir selbst wichtig zu sein, mir selbst Wert zu geben, um diesen Wert von anderen wiederum gespiegelt zu bekommen. Wenn ich mich selbst nicht wichtig nehmen kann, dann kann ich nicht erwarten, dass andere Menschen mich wichtig nehmen, und meinen Wert erkennen können.

So ist es wichtig, mich auf mich selbst zu berufen, mich zu zentrieren, für mich gut zu sorgen, und meiner Umwelt zu zeigen, dass ich mich selbst wichtig nehme. Nur dann kann ich erwarten, dass mir mein „Recht auf Wichtigkeit“ von anderen erfüllt wird.

Wenn ich mich beispielsweise selbst als Hausfrau zur Dienstmagd meines Mannes oder meiner Kinder degradiere, dann muss ich mich nicht wundern, dass mich die Familie nur noch als solche erlebt. Hingegen, wenn ich gut für Partner und Kinder sorge, ihnen aber dennoch bewusst mache, dass auch ich ein Mensch mit Gefühlen und Bedürfnissen, ja, viel mehr mit Rechten bin, wird meine Familie mich mit völlig anderen Augen sehen.

Sich selbst wichtig zunehmen, für sich und seine Bedürfnisse Sorge zu tragen ist nicht mit Egoismus zu verwechseln, der ganz andere Kreise zieht. Ein schönes weiteres Thema für einen kommenden Beitrag.

Vergiss‘ nicht: Du hast ein Recht auf deine eigene Wichtigkeit

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Da ich viele Themen raffen und nur anreißen kann, Dinge nur exemplarisch erklären kann, bleiben sicher viele Fragen offen. Ich möchte euch ermuntern, diese Fragen über die Kommentarfunktion oder bei Facebook an mich heran zu tragen.

 

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Hier bloggt für euch Almut Bacmeister-Boukherbata, Psychologische Beraterin & Paarberaterin in eigener Praxis seit 2001. In Hamburg lebend und praktizierend. Bietet seit 2010 auch mobile Beratung im Hamburger Umkreis an. Für alle, die nicht aus Ihrem Einzugsgebiet kommen, bietet sie ebenfalls Telefoncoaching an. Ihre Arbeitsweise ist kreativ und intuitiv, Klientenbezogen. Bekannt unter dem Begriff: "Individuelle Wegbegleitung". Sie schreibt Bücher und betätigt sich künstlerisch.

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