Angst ist nicht immer ein guter Ratgeber

Angst kann nämlich krank machen
Angst ist der Ausdruck einer Seele, die zeigt, dass sie mit einer Situation nicht im Reinen ist

Angst ist der Ausdruck einer Seele, der zeigt, dass sie mit einer Situation nicht im Reinen ist

Angst ist eins der essentiellen Grundgefühle. Sie sorgt nicht nur dafür, dass wir im Falle von Gefahr alle Kräfte mobilisieren können, um zu fliehen. Vielmehr kann Angst uns auch krank machen. Nämlich immer dann, wenn wir mit Angst reagieren, statt andere uns zur Verfügung stehende Verhaltensweisen zu aktivieren.

Wenn Angst über ein normales Maß hinaus entsteht, so kann dies sehr ungesund für uns sein. Es ist die Angst, die unseren Körper falsch reagieren lässt, nämlich mit Krankheit.

Ädaquate Angst ist hingegen ein guter Schutz vor Gefahren. Wenn ich zum Beispiel Angst habe, von einem Garagendach zu springen, so schütze ich mich vor möglichen Knochenbrüchen. Habe ich beispielsweise Angst davor, im Dunkeln allein nach Hause zu gehen, so begebe ich mich entweder nicht in Gefahr, oder aber bin einfach vorsichtig.

Angst entsteht immer dann, wenn ich Gefahr laufe, die Kontrolle über mein Leben zu verlieren. Bin ich besorgt, dann nimmt auch meine Angst zu.

Aber auch nicht gelebte Wut oder Aggression können zu Angst führen. Ebenso der unerfüllte Wunsch nach Liebe. Angst entsteht also auch aus anderen Gefühlen heraus, die aus dem einen oder anderen Grunde nicht gelebt werden können. Gerade in diesen Fällen fällt es schwer, die eigentliche Ursache der Angst zu finden, um die Angst sinnvoll zu bearbeiten. Aber gerade unter diesen Umständen wäre es aber besonders vielversprechend, die unangebrachten Angstgefühle zu vermeiden.

Angstvermeidung kann also unter bestimmten Umständen angebracht sein, nämlich immer dann, wenn die Angst nicht sinnvoll ist. Nicht sinnvoll heißt hier, nicht angebracht, weil es weder um Selbstschutz geht, noch um einen objektiv nachvollziehbaren Grund für Angst.

„Krank vor Sorge“ – ein Satz, den die meisten wohl kennen. Er zeigt besonders deutlich wohin übermäßige Sorge, bzw. Angst führen kann. Wir machen uns häufig Sorgen um Dinge, die hinterher gar nicht eintreten. D.h. wir befürchten das Eintreten von Ereignissen, die sich schließlich nicht bewahrheiten. Daraus können wir den Schluss ziehen, dass wir uns Sorgen erst dann machen brauchen, WENN etwas eingetreten ist, und nicht, wenn wir nur befürchten, dass es eintreten könnte.

Ein Beispiel:

Eine Frau hat so schlechte Blutwerte, dass ihr Arzt sie anruft, und ihr mitteilt, dass, sollten die Werte nach einer Woche immer noch so schlecht bleiben, davon ausgegangen werden müsste, dass die Frau Leukämie hätte. 

Nun hat sie zwei Möglichkeiten: Entweder, sie fängt an, sich und sogar ihre Umwelt damit verrückt zu machen, und krank vor Sorge zu werden, oder sie entscheidet sich dafür, abzuwarten, ruhig zu bleiben, und sich erst dann aufzuregen, wenn es sich bestätigen sollte, dass sie Leukämie hat.

Sie entscheidet sich für die zweite Möglichkeit und tröstet sich mit dem Gedanken, dass sie in dem Fall, dass sich die Leukämie bestätigen sollte, noch genügend Zeit hätte, sich verrückt zu machen.

Nach einer Woche wird ihr Blut wieder untersucht. Gott sei Dank haben sich die Blutwerte so weit verbessert, dass von Leukämie keine Sprache mehr ist. Die Frau ist glücklich, auch, weil sie sich geweigert hat, sich verrückt zu machen, bevor der Nachweis geliefert wurde. So hat sie eine Woche des Kummers und der unnützen Sorgen vermieden.

 

Oft hat unsere Angst damit zu tun, dass wir von anderen Menschen auf mögliche Gefahren hingewiesen werden. Ein Beispiel dafür ist die aktuelle Diskussion über die Notfallliste, die von der Bundesregierung für den Notstand heraus gegeben wurde. Liest man diese Liste, so bleibt einem fast nichts anderes übrig, als sich Gedanken und Ängste zu möglichen Gefahrensituationen zu machen.

Plötzlich entstehen Ängste, die eigentlich jeder Grundlage entbehren. Natürlich kann es sein, dass aus welchen Gründen auch immer, plötzliche der nationale Notstand ausgerufen wird. Genauso kann es sein, dass man am nächsten Tag überfahren wird, sich mit einer tödlich endenden Krankheit infiziert, oder aus einem anderen Grunde das Zeitliche segnet.

Das Leben ist halt gefährlich. Ein gewisses Risiko tragen wir alle. Aber müssen wir uns deswegen gleich in Ängsten verlieren? Ich denke nein. Angst kann man vermeiden, indem man realistischen Auges abwägt, wie groß die Gefahr wirklich ist.

Wir können Menschen meiden, die sehr pessimistisch ins Leben schauen, und selbst viel dafür tun, dass es uns selbst gut geht. Denn wem es gut geht, der hat auch weniger Angst. Und eine gewissen Restangst kann uns nicht schaden, sondern sorgt vielleicht dafür, dass wir beim Überqueren der Straße angemessen vorsichtig sind.

Wer allerdings unter ausgeprägten Ängsten leidet, der sollte sich professionelle Hilfe holen.
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Hier bloggt für euch Almut Bacmeister-Boukherbata, Psychologische Beraterin & Paarberaterin in eigener Praxis seit 2001. In Hamburg lebend und praktizierend. Bietet seit 2010 auch mobile Beratung im Hamburger Umkreis an. Für alle, die nicht aus Ihrem Einzugsgebiet kommen, bietet sie ebenfalls Telefoncoaching an. Ihre Arbeitsweise ist kreativ und intuitiv, Klientenbezogen. Bekannt unter dem Begriff: "Individuelle Wegbegleitung". Sie schreibt Bücher und betätigt sich künstlerisch.

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