Passive Aggression – Leiden ohne Ende
Die Opfer der passiven Aggression leiden unermesslich
Mit einem passiv aggressiven Partner zu leben, ist alles andere als erfreulich. Es ist eine Tortur sondergleichen. Oft erzählen Frauen, dass sie zu Beginn der Partnerschaft das erste Mal in ihrem Leben das Gefühl hatten, endlich den Richtigen getroffen zu haben. ER war über die Maßen liebevoll, und tat genau die Dinge, die sie sich gewünscht hat.
Ein Traumbild von einem Mann
ER war das Traumbild aller Frauen. Las‘ ihr jeden Wunsch von den Augen ab, und tat wirklich alles, um mit ihr zusammen zu sein. Alle Freundinnen waren neidisch darauf, dass sie einen so tollen Partner gefunden hatte, und wünschten sich auch solch einen Mann.
Die Beiden waren überaus glücklich, denn auch er war froh, eine solche Frau gefunden zu haben, die genau seinem Wunschdenken entsprach.
Veränderung
Aber eines Tages geschah es: Er fing an, sich anders zu verhalten. Eigentlich war es ein schleichender Prozess, und sie merkte es zu Beginn noch nicht wirklich. Aber es gab eine Zeit, in der immer mehr ungewöhnliche Sachen passierten. Die Beiden waren schon eine ganze Weile zusammen, als sie eines Tages ein Fenster laut klirren hörte, während er im Bad war. Sie fragte ihn, ob er dieses Geräusch auch gehört hätte, und er antwortete, das Badfenster sei zersprungen. Er sei es allerdings nicht gewesen. Sie nahm das einfach sich wundernd zur Kenntnis.
Erst, als sich ähnliche Ereignisse häuften, und ihr Partner immer wieder umgehend abstritt, mit der Sache etwas zu tun zu haben, fing sie an zu zweifeln, denn des Öfteren hatte sie selbst mitbekommen, wie ihm das eine oder andere Malheur passierte. Dennoch beharrte er darauf, diese Dinge nicht getan zu haben, so dass sie hin und wieder an ihrem Verstand zweifelte. Einfach, weil er so vehement behauptete nicht der Verursacher gewesen zu sein, und sie meinte genau zu wissen, dass sie selbst es auch nicht war.
Die passive Aggression nimmt zu
Immer wieder passieren nun Dinge, bei denen er Stein und Bein schwört, es sei ganz anders gewesen, als seine Partnerin glaubt.
Während er zwischendurch weiterhin liebevoll mit ihr umgeht, erlebt sie immer öfter ein Verhalten von ihm, dass sie als versteckte Aggression erlebt. Würde sie ihn darauf ansprechen, würde er dies aber auf jeden Fall abstreiten.
Das letzte Stück Kuchen
Eines Tages sitzen die Beiden bei Kaffee & Kuchen. Als am Schluss nur noch ein Stück Kuchen übrig ist, sagt er zu ihr: „Das kannst du ja morgen essen.“ Sie freut sich über seine liebe Geste, ihr den überaus leckeren Kuchen zu überlassen.
Am nächsten Tag kommt sie in Vorfreude in die Küche, als sie ihn dabei erwischt, gerade das letzte Stück zu verdrücken. Überrascht entfährt ihr: „Du hattest doch mir das Stückchen übrig gelassen, und gesagt, ich könne es heute essen.“ Dazu schweigt er. Kommentiert allerdings: „Ich esse den Kuchen, weil der doch für mich sein sollte, hattest du gemeint.“
Wie immer in solchen Situationen fühlt sie sich doppelt bestraft. Erstens hat er sich nicht an seine eigene Aussage gehalten, so dass sie keinen Kuchen mehr bekam und zweitens hat er auch noch dreist gelogen. Sie bleibt verwirrt zurück, denn wie immer ist dies eine Situation, in der beide nur auf ihren Standpunkten beharren können, denn eine Aufzeichnung gibt es natürlich nicht.
So nimmt die Beziehung ihren Lauf. Natürlich hat sie immer wieder versucht, ihn auf sein Verhalten aufmerksam zu machen, aber er lässt sich nichts von ihr sagen, und streitet alles ab. Allerdings wird sie nun für ihn immer unbequemer. Sie sieht nicht mehr nur den Traummann in ihm, sondern vielmehr denjenigen, der sie immer öfter quält.
Passiv aggressive Situationen häufen sich.
Immer häufiger gibt es nun Situationen, in denen sie das Gefühl hat, dass er ihr eigentlich eins auswischen will. Natürlich kann er das nicht zugeben, weil Aggression für ihn etwas ist, dass es nicht geben darf. Er hat nie gelernt, seinen Ärger oder seine Wut adäquat auszudrücken, also rächt er sich auf die Art, die ihm in Fleisch und Blut übergegangen ist.
Eines Tages wollen die Beiden Freunde besuchen fahren. Es ist Wochenende, und das Paar war schon eine ganze Zeit vorher unterwegs, um Besorgungen zu machen.
Ihm zur Liebe hat sie sich sehr weiblich gekleidet, und in Feinstrumpfhose und Highheels geschmissen. Nun kann sie nicht mehr laufen. Liebevoll sagt er, er würde schon einmal das Auto aus der Tiefgarage holen, damit sie gleich einsteigen könne.
Gesagt, getan. Schon kommt er aus dem Parkhaus gefahren, und sie läuft die paar Schritte zum Auto. Doch bevor sie dort ankommt, steigt er aus, und läuft noch in ein Geschäft. Leider kann sie nicht einsteigen, da er abgeschlossen hat. Ihre Füße schmerzen fast unerträglich. Sie ist wütend, denn er wusste doch, dass sie nicht mehr laufen kann.
Es dauert ewig, bis er wieder kommt. In der Hand ein paar Blumen für sie. Süß. Wenn sie es nicht wieder und wieder erleben würde, würde sie nun denken, dass war Schusseligkeit von ihm. Die Regelmäßigkeit, mit der solche Dinge allerdings passieren, belehrt sie etwas besseres. DAS ist Absicht von ihm. Ihr Partner ist passiv aggressiv, und will sie auf diese Art bestrafen und leiden lassen.
Während sie ihn immer öfter als äußerst boshaft erlebt, schwört er, nichts gemacht zu haben. Sie leidet immer mehr.
Die Krux ist, dass er sich verhält, wie Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Mal äußerst liebevoll und zu vorkommend, mal bösartig und passiv aggressiv. Dieser Umstand macht es ihr besonders schwer, ihn zu verlassen. Denn er hat ja immer noch diese ganz entzückenden Seiten.
Wir müssen uns klar darüber sein, dass es DIE passive Aggression nicht in reiner Form gibt. Oft spielen Elemente von Gaslightning oder auch narzisstischer Persönlichkeitsstörung mit. Die Abgrenzung gelingt kaum, denn nach meinen Erfahrungen sind häufig fließende Übergänge zu finden. Auch ist es nicht die Aufgabe einer Partnerin, ihren Partner zu analysieren. Das sollte sie unbedingt Fachleute überlassen. Auch ich gehöre in diesem Fall NICHT dazu, und kann nur beschreiben, wie in etwa sich eine passive Aggression zeigen kann. Das hilft zumindest, sich nicht allein zu fühlen, und an sich zu zweifeln, sondern festzustellen: „Ja, meine Wahrnehmungen scheinen richtig zu sein.“
Sicher ist nur eins: Du musst dich schützen!
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