Authentische Menschen haben es im Leben leichter
Sie sind berechenbar für ihre Umwelt
Ein Mensch, der sich gibt, wie er ist, macht es seiner Umwelt leichter. Er lässt die Umwelt nicht rätseln, was er fühlt, sondern steht zu seinen Gefühlen. So wird er berechenbar für seine Mitmenschen, die dann ihrerseits wieder passender reagieren können.
Angenommen, ein Kollege wird vor mehreren Personen beleidigt, und reagiert mit einem Lächeln darauf. Dann ist das nicht nur keine adäquate Reaktion, sondern darüber hinaus wird auch noch deutlich, dass dieser Kollege sich verstellt. Er wirkt auf seine Umwelt nicht glaubhaft, da seine Reaktion nicht authentisch ist.
Eine adäquate, der Situation angemessene Reaktion wäre zum Beispiel ein betroffenes Gesicht, begleitet von folgendem Satz: „Ich finde Ihre Aussage verletzend.“ So würde jeder der Umstehenden ein Gefühl der Echtheit bekommen. Das sagt sich natürlich leichter, als es in Wirklichkeit ist, will man sich doch unter Umständen nicht die scheinbare Blöße geben, sich verletzlich zu zeigen.
Dennoch ist es erstrebenswert, authentisch zu sein, und so zu reagieren, wie man sich in der jeweiligen Situation tatsächlich fühlt. Dieses würde auch dem Kollegen im obigen Beispiel gut tun.
Mehr noch, der verletzte Kollege würde berechenbar werden, weil auf einen Reiz eine normale Reaktion erfolgt ist. Menschen, die nicht so reagieren, wie es zu erwarten wäre, sind für Ihre Mitmenschen schwer durchschaubar. Die Folge könnte in unserem Beispiel sein, dass der Kollege zukünftig erst recht provoziert wird, um von ihm eine passende Reaktion zu erzwingen.
Natürlich sind das meist keine bewussten Reaktionen. Eher so was, wie einen Finger auf die Wunde legen. Die wenigsten Menschen denken wirklich über solche Dinge nach, sondern handeln einfach. Oft haben sie aber ein gutes Gespür dafür, was normal ist, und piesacken dann halt weiter.
Hat sich der Kollege allerdings verletzlich gezeigt, wird in einem normalen Umfeld allerdings sicherlich zukünftig auf ähnliche Reizthemen verzichtet. Ähnlich, wie bei einem Hund, der sich unterlegen fühlt, und dem Angreifer seine Kehle darbietet, und dieser aber dann eben nicht zubeißt, erzeugen wir durch unser authentisches Verhalten so etwas wie eine Beiß-Hemmung beim Gegenüber. Wie gesagt, das gilt immer für normale zwischenmenschliche Beziehungen.
Warum tut es gut, authentisch zu sein, wie oben erwähnt?
Wer keine Rolle spielt, sondern sich weitestgehend so gibt, wie er sich tatsächlich fühlt, und somit authentisch ist, der zeigt nicht nur sein wahres Gesicht, sondern er tritt auch für sich selbst ein. Dieser Umstand sorgt dafür, dass wir uns gut fühlen. Wenn wir also beispielsweise verletzt werden, und zu dieser Verletzung nicht stehen können, dann tut uns nicht nur die Verletzung weh, sondern auch der negative Beigeschmack, dieses Gefühl nicht angemessen, eben adäquat gezeigt zu haben. Wir verletzen uns dadurch quasi selbst.
Zudem verwirren wir unsere Umwelt, die sich dann ihre eigenen Fantasien zu unserem Verhalten machen muss. Bekanntlicherweise sind solche Fantasien aber häufig falsch. Wir schaffen also Klarheit und Berechenbarkeit, wenn wir uns authentisch verhalten.
Nachwort:
Kein Mensch kann oder sollte in jeder Lebenssituation zu 100% authentisch sein. Im Leben muss immer abgewogen werden, wann welches Verhalten, bzw. Reaktion adäquat, und somit passend ist. Wenn also unser Chef eine dumme Bemerkung macht, ist es sicherlich NICHT sinnvoll, so wütend vor ihm werden, wie wir uns vielleicht im Inneren fühlen.
Man muss also ein gutes Gespür dafür entwickeln, wann welches Verhalten angemessen ist.
Auch Authentizität hat ihre Grenzen.
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