Von Unsicherheit und Selbstzweifeln
Wenn du dir selbst keinen Wert gibst …
Jeder von uns hat mal Selbstzweifel und es gibt Situationen, in denen wir unsicher sind. Das ist durchaus gesund und zeigt nur, dass wir uns nicht selbst überschätzen.
Werden Selbstzweifel und Unsicherheit allerdings zu einem ständigen Begleiter im Leben, liegt das vermutlich daran, dass wir massiv unter Selbstwertmangel leiden.
Wir lassen zu, dass regelmäßig Selbstzweifel an uns nagen. Infolgedessen trauen wir uns auch nichts zu. Unsicherheit ist die Folge. Ursache: ein ausgeprägter Selbstwertmangel.
Wie äußert sich Selbstwertmangel, und wie entsteht er überhaupt?
Ein Mangel an Selbstwertgefühl zeigt sich häufig in persönlicher Unsicherheit und der Unfähigkeit, sich selbst anzuerkennen. Man fühlt sich nicht attraktiv, völlig unabhängig davon, wie die Umwelt das beurteilen würde. Man glaubt nicht an sich und seine Fähigkeiten, und neigt dazu, sich selbst mit anderen zu vergleichen, und dabei die anderen besser zu finden. Auch traut man sich nur wenig zu. Ängste können die Folge sein.
Erfolge werden abgewertet, und nicht als eigene Leistung anerkannt. Der Betroffene neigt ebenfalls dazu, sich selbst regelmäßig abzuwerten, und bestätigt sich selbst und seine vermeintliche Unfähigkeit damit.
Das sind nur einige der Symptome eines mangelnden Selbstwertgefühls.
Wie so viele seelische Probleme entsteht der Selbstwertmangel vermutlich in unserer frühesten Kindheit. Kinder sind in einem hohen Maße auf die Spiegelung durch ihre Eltern angewiesen. Sie können, ganz klein, noch nicht ihr eigenes Verhalten anerkennen. Also ist diese Anerkennung durch die Eltern wichtig.
Wenn z.B. ein Baby die Mama anlächelt, und Resonanz erfährt, indem die Mama zurück lächelt, dann lernt das Kind, dass diese Gefühle wertvoll sind. Versagt die Mutter dem Kind diese Resonanz, so lernt das Kind, das irgendetwas (z.B. es selbst) nicht in Ordnung ist.
Ähnliches passiert, wenn das Kleinkind etwas geschafft hat, z.B. einen Turm aus Bauklötzen zu bauen, und niemand Anteil nimmt.
Gut ist es, wenn nun eine Belobigung folgt: „Gut hast du das gemacht.“ Diese spornt das Kind an, und spiegelt ihm, dass es etwas geschafft hat. Wichtig sind im Zusammenhang von Spiegelungen auch, dass Eltern die Gefühle ihrer Kinder benennen, damit die Kinder lernen, diese Gefühle zu erkennen, einzuschätzen und zu äußern.
Weint ein Kind zum Beispiel, weil ein anderes Kind ihm sein Spielzeug fort genommen hat, dann kann man sagen: „Du bist jetzt traurig, weil du nun dieses Spielzeug nicht mehr hast.“ Das Kind lernt, seine Gefühle zuzuordnen, und benennen zu können. Dies gibt dem Kind Sicherheit und Selbstwertgefühl.
Haben aus irgendwelchen Gründen derartige Interaktionen nicht oder ungenügend statt gefunden, so lernt das Kleinkind nicht, sich selbst einzuschätzen, und anzuerkennen. Wenn die Mutter z.B. psychisch krank war, oder einfach nur desinteressiert, so fehlen dem Kind die Reaktionen auf das eigene Handeln. Das führt dazu, das Verunsicherung eintritt, weil das Kleinkind nicht lernen konnte, sich selbst wertzuschätzen. So fehlten z.B. allen früheren Heimkindern eine liebende Resonanz auf ihr Sein, weil sie hauptsächlich versorgt wurden.
Erwachsene ohne Selbstwert
Folge davon sind verunsicherte Jugendliche und Erwachsene. Bei der Beurteilung eigener Handlungen sind sie unsicher, eigene Erfolge können sie nicht wertschätzen, und sie werden von Selbstzweifeln geplagt. Sie haben nie erlebt, wie ihre Anwesenheit Freude bei anderen erregt hat, oder ihre persönliche Art ein Lächeln auf die Lippen ihrer Eltern gezaubert hätte, einfach, weil sie sie sind.
Diese Erwachsene neigen in hohem Maße dazu, sich an anderen Menschen zu messen, sich zu vergleichen, und (natürlich) schlechter abzuschneiden, als diese. Ihnen wurde der eigene Wert, die Bestätigung des Selbstwertes versagt, und so konnte sie nie lernen, sich selbst den Wert zu geben, den sie verdienen. Klar, dass Selbstzweifel und Unsicherheit in der Person die Folge sind.
Wege ins Selbstbewusstsein
Gott sei Dank gibt es Wege, das eigene Selbstwertgefühl zu steigern, und sich Selbstbewusstsein aufzubauen. Dazu gehören auch Selbstbeeinflussungsstrategien, wie z.B. das regelmässige benutzen von Affirmationen.
Eine solche könnte lauten:
„Ich bin gut, weil ich so bin, wie ich bin.“, oder: „Ich bin wie ich bin, und so bin ich richtig.“ Das sind nur 2 Beispiele für Selbstbeeinflussungen. Affirmationen, regelmässig mehrfach pro Tag und über einige Tage, oder Wochen vor sich hin gesprochen, wirken sie ähnlich, wie eine Selbsthypnose.
Wähle dir eigene Texte, die dir gut tun, und beginne damit. Weitere Übungen stellen ich dir nächste Woche vor.
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