Social Cocooning – ein Megatrend

Zuhause mit Freunden

Mit Freunden und Familien sich daheim zuprosten im Social Cocooning

Sich daheim Wohlfühlen mit Familie und Freunden

Social Cocooning ist einer von vielen modernen Begriffen, die z.T. ganz alte Zustände neu beschreiben. Gemeint ist damit, dass wir uns daheim einspinnen, wie in einem Cocoon. Wir  halten uns getrennt vom äußeren, gesellschaftlichem Leben. D.h. wir ziehen uns in unserer Privatleben zurück und vermeiden das öffentliche Umunsherum.

Wir gestalten unser Zuhause aufwendig so, dass wir uns super wohl fühlen, und uns beschützt und möglichst komfortabel fühlen. Dazu laden wir dann auch unsere Freunde oder/und Familie zu uns ein, die den Wohlfühlcharakter verstärken.

Das ist der soziale Aspekt des Cocoonings. Anders als Eremiten sind wir am Außenkontakt interessiert, leben diesen aber am Liebsten dort, wo wir uns am besten fühlen. Die Gründe für dieses Einigeln können ganz unterschiedlicher Natur sein.

In meiner Jugend, in den späten Siebzigern, gab es diesen Trend ebenfalls, doch er wurde damals weder so benannt, noch als Trend beschrien. Es war einfach, wie es war. Die Freunde kamen zu mir, und wir machten es uns gemeinsam gemütlich, oder ich ging zum meinen Freunden, um uns dort miteinander gut zu fühlen.

Der Grund dafür war simpel. Unterwegs war es lange nicht so gemütlich, wie daheim, aber dafür als Ausgleich deutlich teurer. Also verbrachten wir die so wichtige gemeinsame Zeit in unseren kuscheligen Wohnungen.

Die Zeit des (sich-) feierns

In den Achtzigern und auch Neunzigern gab es dann eine Tendenz, möglichst viel hinaus zu gehen, und Treffen fanden verstärkt an öffentlichen Plätzen statt. Das eigene Zuhause diente einem selbst, wurde aber von Freunden weitestgehend gemieden. Das gemeinsame Leben fand verstärkt draußen statt.

Feiern und Tanzen draußen

Zeit des Feierns und der Außenbegegnung

Die Danceclubs hatten ihre Höhepunkte und sorgten mit immer angenehmerem Ambiente immer mehr für das Wohlfühlen auch außer Haus.

Man traf sich unterwegs und wusste auch die Vorteile des öffentlichen Lebens für sich zu nutzen. Restaurants hatten immer mehr Angebote, und man ließ sich quasi verwöhnen.

Man fühlte sich wohl unterwegs, und liebte seine Außenkontakte. Das „sich einspinnen“ war nicht mehr wichtig, da Geld nicht mehr die wesentliche Rolle spielte. Auch die Abgrenzung zu unserer Wohlstandsgesellschaft war nicht mehr wichtig. Wir waren der Wohlstand und dieser beherrschte unsere Gesellschaft.

Die Zeit des Feierns und des „sich gut gehen lassens“ war angebrochen. Cocooning verlor seine Bedeutung.

Gemütlicher Lebensstil daheim

Gemütlichkeit daheim

Abkehr vom Trubel

Als „Hygge bei uns ankam“, kehrte sich diese Mode langsam wieder um. Die skandinavische Gemütlichkeit hielt vermehrt bei uns Einzug, und damit ein Lebenstil, der das Social Cocooning belebte. Sich zuhause wohl und kuschelig einzurichten, und dort seinen Lebensmittelpunkt zu haben, gewann immer mehr an Bedeutung.

Man zog sich aus dem Trubel des Außenlebens immer mehr zurück und betonte weniger das Haben, als das Sein. Die Menschen begannen wieder, sich daheim einzuspinnen, sich ihren eigenen Cocoon herzustellen, und Freunde und Familie an der eigenen Gemütlichkeit teilhaben zu lassen.

Schließlich zog zeitgleich auch das Wissen um die Life-Work-Balance usw. in unseren Köpfen und in unser Bewusstsein ein. Wir lernten, dass wir für uns selbst sorgen müssten. Und wo könnte uns das besser gelingen, als in dem von uns und nach unseren Vorstellungen geschaffenem Heim.

Wohnzimmer mit Tisch, Sofa, Wandregalen und großer Fensterfront

Wohlfühlen ist das Zauberwort

Der skandinavische Lebensstil, ein Sinnbild für Gemütlichkeit und Geborgenheit, schaffte eine wunderbare Basis für den persönlichen Rückzug, die Abwendung vom Außen. Denn auch in den skandinavischen Ländern fand das Leben sozial und kulturell bedingt, eher daheim statt.

Gerade in den Gebieten der ländlichen Weite, in den nördlichen Ländern, mit der geringen Zahl öffentlicher Angebote und Mangels der Möglichkeiten, öffentliches Leben zu zelebrieren, finden seit ewigen Zeiten Einladungen im heimischen Ambiente statt. Natürlich geht man zusammen mal essen, aber die meisten Feierlichkeiten finden im heimischen Kreise mit Familie und Freunden statt.

Die Schweden beispielsweise feiern die Feste, wie sie fallen. So gibt es Midsommar im Juni, Kräftshiva, das Krabbenfest im August, und das Luciafest, das Lichterfest im Dezember, um nur einige zu nennen. Immer werden diese Feste auch im häuslichen Bereich begangen, auch wenn man Midsommar mit vielen anderen Menschen draussen verbringt, und zum Luciafest an den Umzügen der Luciaprozessionen teilnimmt.

Mit den Fäusten ein Abkommen bekräftigen

Feiern und Beieinander sein

Vieles wird jedoch im Heim mit Freunden und Verwandten gefeiert. Das ist beschaulich und genau das passte in unsere Zeit, in der wir eine Abwendung vom Trubel und Stress suchten. In diesem Lebensstil wurden wir fündig. Nicht umsonst hält sich dieser Wohnstil mit kleinen Abwandlungen seit vielen, vielen Jahren.

Sozialer Rückzug – Social Cocooning

Sozialer Rückzug als Antwort für zu großem seelischem Stress, ist nach wie vor ein Trend. Auch, dass die Freunde dabei sein dürfen, denn diese gehören zum sozialen Wohlfühlen einfach dazu. Die Menschen grenzen sich wieder von ihrer Umwelt ab, distanzieren sich sowohl von der politischen Entwicklung, als auch von der sozialen Kluft, die immer größer wird. Sie wollen achtsam leben, und sich selbst im Focus haben.

Darüber hinaus will man sich geborgen fühlen, und da ist nun mal Social Cocooning genau das Richtige. Die Liebsten geben einem zusätzlich das Gefühl von beschützt und nicht allein sein. – Das bleibt ein Megatrend.

Miteinander aber auf Distanz

Miteinander auf Distanz

Corona verstärkte diesen Trend

Als Corona, und damit die Pandemie über uns herein brach, blieb uns häufig gar nichts anderes übrig, als uns in unseren Cocoon zurück zu ziehen, und so weit möglich, daraus ein Social Cocooning, z.T. auch nur virtuell zu machen. Wir besannen uns vermehrt auf das Daheim bleiben, und auch denen, die bis dato anderes gewohnt waren, mussten sich nun daheim einspinnen.

Schließlich lag viele, lange Monate das soziale Leben in der Öffentlichkeit brach. Konzerte, kulturelle Veranstaltungen: verboten. Restaurants und Geschäfte: geschlossen. Uns blieb, ob wir wollten oder nicht, nichts anderes übrig, als uns unseren eigenen Cocoon zu weben. Mit eingeschränkten, aber uns wichtigen Kontakten, oder sogar beschränkt auf die Menschen, mit denen wir zusammen lebten.

Mittlerweile sind wir an einem Punkt, an dem Corona hoffentlich geht, (ja, es wird bleiben, aber deutlich geringeren Schaden anrichten…), erfolgreich bekämpft durch zahlreiche Impfungen. Unser Leben normalisiert sich. Aber Social Cocooning wird bleiben, vorerst. Einfach, weil es uns gut tut.

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Hier bloggt für euch Almut Bacmeister-Boukherbata, Psychologische Beraterin & Paarberaterin in eigener Praxis seit 2001. In Hamburg lebend und praktizierend. Bietet seit 2010 auch mobile Beratung im Hamburger Umkreis an. Für alle, die nicht aus Ihrem Einzugsgebiet kommen, bietet sie ebenfalls Telefoncoaching an. Ihre Arbeitsweise ist kreativ und intuitiv, Klientenbezogen. Bekannt unter dem Begriff: "Individuelle Wegbegleitung". Sie schreibt Bücher und betätigt sich künstlerisch.

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