Eine App zum automatischen Verschicken von Liebesbotschaften
Das hat uns noch gefehlt
„App-tauchen, Männer!“ So wunderbar titelte heute das Hamburger Abendblatt, als würde es nie etwas anderes schreiben, als Geschichten über Paare und Themen, die Partnerschaft berühren.
Lest euch den Artikel durch, und bildet euch ein eigenes Urteil, bevor ich euch meine Meinung dazu hier kundtue. Lest und genießt. Genießt die Idee hinter dieser App. Denn diese Idee ist ganz einfach: Männer und Frauen ticken bekanntlicherweise völlig unterschiedlich, wobei der Satz: „Männer kommen vom Mars – Frauen von der Venus“ eigentlich etwas sehr verbindendes hat.
Beide Geschlechter kommen angeblich nicht von der Erde, also könnte ich unterstellen, dass beide Geschlechter nicht gut, d.h. menschlich kommunizieren können. Während sich die Männer als Kommunikationsmuffel erweisen, entpuppen sich die Frauen als Kommunikationsgenies. Oder stimmt das so auch nicht?
Es scheint alles noch schlimmer, als bisher anzunehmen war. Fakt ist und bleibt: Frauen und Männer können nun mal nicht miteinander. Also, zumindest nicht miteinander reden. Das dies viele Gründe hat, liegt auf der Hand: wir leben zwar auf dem gleichen Planeten und uns wurde auch lange genug weis gemacht, wir seien gleich. Aber wenn wir mal ehrlich sind, müssen wir uns klar machen, dass wir vor der Geburt in den Genuß von unterschiedlichen Genen kamen. So unterschiedlich, dass das schwerwiegende Folgen hatte. Das einzige, was uns dadurch noch verbindet, ist das Menschsein. Denn wir sind weder Marsianer, noch Venushafte Lebenwesen.
Nein, wir sind nur völlig unterschiedlich in dem, was uns wichtig ist, und uns in unserem Frau- oder Mann-Sein ausmacht. Frauen wollen z.B. dauerhafte Beweise seiner Liebe. DAS ist wichtig. Sage ich! – denn ich bin eine Frau. Das Dumme ist nur, dass Männer dies in der Regel völlig anders sehen.
Natürlich gibt es Zeiten, in denen Männer das auch so sehen. Es scheint, als würden sie mich kennen. Dies sind die Zeiten der Verliebtheit, des Kennenlernens, der Hormonwallungen. Da wächst manch ein Mann über sich hinaus, und leistet schier unmännliches. Gibt seiner Flamme genau das, was diese benötigt, um glücklich zu sein, und das Gefühl zu haben, er sei der Richtige. Aber wie immer im Leben folgt der Haken auf dem Fuße: Dieses Engagement lässt mit der Zeit nach. Zumindest beim Mann. Bei ihm, der so viel geleistet hat, indem er das gegeben hat, was seine Liebste sich wünschte, ist irgendwann die Luft raus. Basta. Finito.
Und nun kommt diese App. Und füllt die Lücken, die es schon lange in vielen Beziehungen gegeben hat. Sie macht beide glücklich. Ihn, weil er sich nicht mehr die Vorwürfe anhören muss, er habe sich nicht gemeldet. Sie, weil sie das bekommt, was Lebenselexier für sie ist. Liebe, berauschende Worte. Sie kann zu ihrer Freundin laufen, und sagen: „Sieh mal, ist das nicht süss von IHM?“ Er wiederum genießt doppelt: beim Nachhausekommen, weil sie das liebste Wesen auf Erden zu ihm ist, und vorher, weil er endlich, ohne schlechtes Gewissen mit seinem Kumpel noch ein Bier trinken gehen konnte.
Diese App erfüllt genau die Bedürfnisse, die Männer und Frauen schon immer gehabt haben.
Er, auf ein bisschen Ruhe, nicht immer an sie denken müssen; sie, weil sie über den Tag verteilt Nachrichten und Liebesbotschaften von ihm erhält. Was will App mehr? Wir bekommen eine App, die uns noch gefehlt hat.
Und wenn Frau jetzt einwirft: aber die hat er doch garnicht selbst geschrieben, dann antworte ich: „Schau mal, wie lange er sich mit dieser App beschäftigt, und für dich die schönsten Texte herausgesucht hat. DAS kann nur Liebe sein.“
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Vorsicht, Satire!
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