Was wir von anderen Kulturen lernen können
Fremde Kulturen erweitern unseren Horizont
Das ist seit vielen Jahren bekannt. Denn bereits seit einigen Jahrzehnten ist die Welt zusammen gewachsen. Spätestens, als das Reisen mit dem Flugzeug auch einer breiten Masse zugänglich wurde.
Wir kamen uns näher, auch durch das Internet und mithilfe der Medien, die immer wieder über andere Länder berichten. Selbst in den meisten abgelegenen Winkel der Erde gibt es mittlerweile Handy- bzw. Smartphone/Internet Empfang, und somit ist man auch dort in der Lage, sich ein Bild vom Anderssein zu machen.
Ich selbst war lange Zeit mit der arabischen Welt verbandelt, und habe viel über die dortige Kultur gelernt. Als frankophiler Mensch verbrachte ich Urlaub um Urlaub in Frankreich, und mittlerweile habe ich in Schweden eine zweite Heimat gefunden. So kann gerade ich aus tiefster Überzeugung sagen, dass wir ohne den Einfluss fremder Kulturen noch nicht dort wären, wo wir nun mal sind.
Bereicherung durch die Küchen dieser Welt
Die internationale Küche hat unser Kochverhalten verändert, und positiv beeinflusst. Und das ist nur ein Beispiel. Noch in meiner Kindheit und im jungen Erwachsenenalter gab es „nur“ die klassische deutsche Küche. Erste Spuren wurden sichtbar, als Hamburg von immer mehr griechischen und chinesischen Restaurants erobert wurde. Es folgten Italiener und und und. Immer mehr Früchte und Gemüse auch aus dem Ausland bereicherten unsere Supermärkte. Natürlich wissen wir heutzutage, dass das Herankarren diverser Früchte etc. sich negativ auf die Umweltbilanz auswirkt, und man lieber aus der Region einkaufen sollte. Aber dennoch, es bereichter uns, auch mal von Früchten wärmer Regionen zu kosten.
Begriffe wie: Antipasti, Tapas und Mezze sind schon lange nicht mehr aus der deutschen Küche weg zu denken. Vieles davon tut auch unserer Gesundheit gut, beispielsweise, wenn wir an die mediterrane Kost denken, die stark von Gemüse und Fisch geprägt ist.
Orientalische Wohneinflüsse haben uns mittlerweile genauso beeinflusst, wie der dänische Hygge-Stil, oder der skandinavische Wohnstil, mit seinen hellen Farben und seiner Einfachheit.
Viel wichtiger, als all diese Dinge, von denen ich noch viel mehr aufzählen könnte, ist mir allerdings der Einfluss, den andere Kulturen auf unsere Psyche, unser Wohlbefinden haben können.
Das erste, was ich über die Schweden hörte, war: „Hier kann man auch Abends um 11h noch Rasen mähen, ohne das jemand etwas sagt.“ Aha, der Schwede scheint deutlich toleranter als der Deutsche zu sein, und sich weniger zum Moralapostel aufzuschwingen.
Ich erkenne aber auch etwas anderes dahinter: Ein Lebensart, die sagt: „Es gibt wichtigeres im Leben, als sich über seine Nachbarn aufzuregen.“ Wende deine Sinne auf dich. Achtsamkeit.
Es ist eine Art von Geruhsamkeit, von der wir uns gern in Deutschland ein Scheibchen abschneiden können. Zugegeben, mein Partner und ich leben jedes Jahr für ca. 3 Monate in Nordschweden auf dem Lande. In einer Großstadt wie Hamburg würde ein Höllenlärm des Nachts entstehen, wenn jeder auch spät noch DAS lautstark tun würde, wonach ihm gerade ist. Aber wer mäht Nachts um 11h in Hamburg tatsächlich den Rasen?! Zu Mietswohnungen gehört nun mal in der Regel kein Rasen. Die Grünflächen vor diesen Häusern werden allerdings meist zu normalen Arbeitszeiten gemäht, da die Arbeit oft von Vertragsfirmen geleistet wird.
Wir haben es im Sommer tatsächlich erlebt: Die jungen Nachbarn bohrten Nachts um 2.00h Löcher in die Wand, einfach, weil es taghell war, und sie die Zeit vergessen hatten. Dafür entschuldigten sie sich bei uns. Ich aber fand das witzig.
Also, Gelassenheit täte uns gut, loslassen. Auch in Nordafrika hätte sich vor wenigen Jahren niemand aufgeregt, wenn ein Auto die Straße versperrt, weil der Fahrer ein Schwätzchen mit seinem Kumpel hält.
Gelassenheit lernen
Man wartet halt, hat Zeit, und ist tolerant. Schließlich erwartet man die gleiche Toleranz, wenn man selbst einen guten Bekannten trifft. Oder man hupt halt lautstark, um die eigene Dringlichkeit anzuzeigen: „Ich muss durch.“ Die Dinge regeln sich. Also: Ruhe bewahren. Achtsamsein, auch mit anderen. Aber die Zeiten ändern sich…
Die schöne schwedische Einladung: „Vill du fika?“, die Hunderttausende von Schweden jeden Tag die Kolleg/inn/en fragen, klingt danach, als würde mit einem deutschen Dialekt direkt auf das Ziel los gegangen.
Dabei heißt dieser schwedische Satz in Wirklichkeit nichts anderes als: „Willst du eine Kaffeepause machen?“. Die Schweden lieben ihren Kaffee, ihre Pausen und ihre Kanelbullar, also ihre Zimtschnecken. Was aber lernen wir? Öfter einmal innehalten, Pausen einlegen, und auf sein Inneres hören.
Viele Schweden besitzen Sommerhäuschen. Kleine oder größere Hütten, die günstig zu haben sind, aber Luxus oft entbehren lassen. Zu Mittsommer sind die großen Städte wie ausgestorben. Auch am Wochenende fährt man auf das Land und genießt die Einfachheit im Grünen, oder Weißen, wenn das Häuschen winterfest ist. Natur genießen. Entspannung, aber richtig. Das tut unsere Seele immens gut. Rückkehr zur Einfachheit.
Feste feiern und Toleranz & Achtung lernen
Wir profitieren von neuen Festen, wie z.B. dem lichterreichen Luciafest am 13. Dezember, an dem die jungen Mädchen des Ortes mit Lichter ausgestattet werden, und eine Lucia gekrönt wird, die einen Lichterkranz auf dem Kopf trägt. Sie führt die Prozession an.
Mittsommar, das Fest, an dem die Schweden außer Rand und Band sind, gelang das Bekanntwerden in deutschen Köpfen ebenso, wie Knut, dank unseres schwedischen Verkaufsriesen. Was wären wir nur ohne dessen Möbel? Fremde Bräuche zu übernehmen verbindet. Es schafft mehr Verständnis für das Denken der Anderen, und bringt nur allzuoft Vorteile mit sich, wie skandinavischen Wohnambiente zum bezahlbaren Preis.
Auch Ramadam wird immer mehr bei uns gefeiert, und das nicht nur von Muslimen. Es gibt Schulen, die dieses Zuckerfest genauso wichtig nehmen, wie unser Weihnachten, einfach, wegen des hohen Anteils an Muslimen. So gibt es teils schulfrei, weil die Kinder ansonsten mit elterlicher Erlaubnis schwänzen würden, teils Festlichkeiten in den Klassenverbänden. Schließlich gehen unsere Kinder ja auch nicht am Weihnachtsfest zur Schule. Verständnis ist hier das Mittel der Wahl und Respekt dem anderen Glauben gegenüber.
So entsteht mehr Toleranz. Wir lernen Achtung und Respekt vor dem Anderssein. Wir beginnen „groß“ zu denken. International. So werden wir zu Weltbürgern.
Glück empfinden und sich über die kleinen Dinge freuen
Von den Menschen in den armen Ländern dieser Welt können wir u.a. Freude lernen. Freude, die nicht darauf beruht, dass die Menschen viel besitzen. Die Menschen lachen, sind fröhlich, OBWOHL sie oft nichts haben. Einfach, weil das Leben schön ist, und es auch sonst an allem mangelt. Humor ist, wenn man TROTZDEM lacht.
In den Industrieländern hingegen jagen wir immer mehr Reichtum hinterher, fühlen uns nur wichtig, wenn wir jemand sind. Statt uns selbst wichtig, aber nicht zu ernst zu nehmen. Zu lachen, einfach, weil das Lachen Freude macht, und entspannt. Eben, weil das Lachen gesund erhält, und das Immunsystem stärkt. Nein, wir benötigen Lachyoga oder oft dämliche Filme, um einen Grund zum Lachen zu haben.
Yoga, Meditation, Ayurveda, Buddhismus und vieles mehr konnte nur aus dem asiatischen Lebensraum nur zu uns gelangen, weil wir uns die guten Dingen abgeschaut haben. Wir haben gemerkt, wie gut uns diese Dinge tun, weil ein paar schlaue Köpfe diese Dinge mit nach Europa brachten.
Wir profitieren von anderen Kulturen. Können immens viel lernen, wenn wir offen und tolerant sind. Öffnen wir Seele und Herz, so merken wir, wie schön diese Vielfalt ist, und wie gut es uns tut, dass es andere Kulturen gibt. Nur deutsch wäre langweilig.
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