Probleme lösen mithilfe der Metaebene

Reden über das Reden

Ein Paar, als Silhouetten erkennbar, schreit sich vor feurigem Hintergrund an

Eskalierter Streit, der sich auf die eine oder andere Art wiederholt

Gerade in Paarbeziehungen kommt es immer wieder mal zu Auseinandersetzungen. Beide Seiten glauben sich im Recht, und haben Gesagtes oft anders in Erinnerung, als das Gegenüber.

Schließlich ist das gesendete Wort nicht automatisch gleich dem empfangenen Wort. Oftmals sind also Missverständnisse schuld am Streit.

Während der Sender also etwas Bestimmtes im Sinn hat, das er ausdrücken möchte, kann es sein, dass der Zuhörer, eingefärbt von eigenen Filtern, die Worte anders versteht und interpretiert.

Beim Empfänger kommt also etwas anderes an, als gemeint war. Beide sind sich jedoch sicher, dass sie nicht schuld am nun entstehenden Dilemma sind.

So kann es sein, dass der Streit eskaliert, und keiner der Streithähne klein beigeben will. Die daraus folgenden Meinungsverschiedenheiten, werden dann mitunter lautstark ausgetragen.

Streitereien häufen sich, wenn das Gespräch im Laufe der Beziehung immer schwieriger wird. Die Gründe sind oft nichtig, dem Paar jedoch genauso oft nicht bewusst.

Leeres Wohnzimmer, Sofa und Stühle unbesetzt

Im übertragenen Sinn sind die Plätze leer

Innerlich zurück treten

Wenn sich ähnliche Vorfälle wiederholen, und Streitereien schnell eskalieren, wird die Kommunikation immer schwieriger. Das ist auch der Fall, wenn keine Missverständnisse vorliegen, ein Gespräch jedoch dennoch entgleitet.

Dann ist es an der Zeit, Streitereien, sobald sie entstehen, zu unterbrechen. Das geht am besten, wenn beide Partner innerlich einen Schritt zurück treten.

Man stellt sich vor, man würde aufstehen, und einen, oder mehrere Schritte zurück gehen. Abstand nehmen. Der Streitsituation die Streitpower nehmen. Wenn das beide machen, wird zumindest eine Eskalation verhindert. Beide Partner verlassen geistig den Streit, statt ihn anzufeuern. Es kann eine Phase der beidseitigen Beruhigung folgen.

Größerer Abstand durch die Metaebene

Einen weiteren Schritt kann man machen, indem man sich, wieder geistig, auf die Metaebene begibt. Das ist eine Gesprächsebene, die im Grunde ein ‚Reden über das Reden‘ ist. Das Paar versucht in einem Gespräch über das Gespräch gemeinsam heraus zu finden, warum sie beim miteinander reden immer wieder scheitern.

Frau blickt in einem Haus von einer höheren Ebene hinunter

Blick von einer höheren Ebene

Diese sogenannte Metakommunikation ermöglicht ein tieferes Verstehen der Gesprächsumstände. Sie sorgt für emotionalen Abstand, und für neue Erfahrungen. Das Paar erfährt viele Dinge über sich und das Gegenüber, und lernt viel über die eigenen Motivationen.

Stelle dir vor, dass du dich auf eine höhere Ebene begibst, von der du auf euch beide und euren Streit herunter schaust. Nicht nur, dass eure Probleme gleich viel kleiner aussehen, du kannst durch den Abstand auch besser erkennen, warum in euren Gesprächen manche Dinge so schief laufen.

Nun kannst du dir mit deinem Partner, bzw. deiner Partnerin Gedanken machen, was in eurem Gespräch die Ursache für euren Streit, bzw. euer Missverständnis war. Dazu gehört die Fähigkeit zur Selbstreflexion, die jeden von euch befähigt, bei sich selbst Ursachenforschung zu betreiben.

So merkt vielleicht einer von euch beiden, warum er die Dinge, die das Gegenüber gesagt hat, in den falschen Hals bekommen hat. Vielleicht war er verletzt, weil er in seiner frühen Kindheit ähnliche Dinge gehört hat, und nun glaubte, du würdest ähnliches sagen. Der Abstand der Metaebene hilft dabei, solche Dinge besser zu erkennen.

Vielleicht erkennt ihr auch Prinzipien, die in euren Gesprächen immer wieder zu Auseinandersetzungen führen. Wenn durch die Metaebene jeder bei sich schaut, und ihr gemeinsam auf eure Gespräche, kann es leichter fallen, Ursachen für Streitereien zu erkennen.

Paar schaut von höherer Ebene auf den eigenen Streit

Von der Metaebene aus auf den eigenen Streit schauen

Voraussetzung für ein Gespräch auf der Metaebene ist, dass beide Gesprächspartner sich aufrichtig auf die Spurensuche begeben. Gemeinsam wollen sie ihrem Ziel einer verbesserten Kommunikation näher kommen.

Innerlich auf Abstand zum Streit kann es leichter fallen, Probleme zu erkennen. Das Paar kann sich auch näher kommen, wenn das Gespräch auf der Metaebene von Ehrlichkeit und Gefühlen geprägt ist, Letztere miteinander zu teilen, löst ein Nähegefühl aus.

Gespräch auf der Metaebene – ein Beispiel

Ein Gespräch auf der Metaebene könnte in etwas folgendermaßen aussehen:

„Als wir uns eben gestritten haben, habe ich ziemlich heftig reagiert. Ich glaube, das liegt daran, dass ich mich von dir oft nicht gesehen und noch weniger verstanden fühle. Das verletzt mich, und tut mir sehr weh. Ich habe das Gefühl, ich müsste zurück schlagen, dir auch weh tun. Dann kannst du sagen, was du willst, und ich bin nur noch gegen dich.“ –

„Okay, dass wusste ich nicht. Wie fühlt es sich denn an, nicht gesehen zu werden?“ –

„Du scheinst mich nicht wahr zu nehmen. Es ist, als wüsstest du gar nicht, dass ich da bin. Oft wiederhole ich Dinge mehrmals, ohne dass du auch nur im Geringsten darauf eingehst. Bin ich dir nicht mehr wichtig?“ –

„Doch, das bist du. Sehr sogar. Es kann sein, dass ich so reagiere, weil ich mich von dir oft nicht wertgeschätzt fühle. Du kritisierst mich ständig, und meinst, dass ich vieles nicht gut, bzw. richtig mache. Das kränkt mich, und dann ziehe ich mich von dir zurück. Vielleicht ist es das, was du spürst.“-

„Das kann gut sein. Ich will versuchen, dich weniger zu kritisieren, und dich mehr anzuerkennen, für die vielen Dinge, die du hervorragend machst. Hinter unseren Streitereien stecken also ganz andere Dinge. Ich kann jetzt viel besser nachvollziehen, warum du so reagierst, wie du es tust.“ –

„Ja, das geht mir auch so. Ich verstehe jetzt, warum du so leicht aggressiv und laut wirst. Auch ich werde versuchen, besser auf dich einzugehen, und dir öfter zu zeigen, WIE wichtig du immer noch für mich bist.“Mann erklimmt Wendeltreppe in einen Kopf mit gemaltem Gehirn

So oder so ähnlich könnte ein Gespräch auf der Metaebene ablaufen. Natürlich ist das Beispiel stark gekürzt. Bei der Metaebene geht es darum, zu erkennen, warum man so, und nicht anders reagiert,  um heraus zu bekommen, warum die Gespräche so häufig im Streit enden, und dies dem anderen mitzuteilen.

Eine Voraussetzung dafür ist, dass beide gleichermaßen daran interessiert sind, etwas am Kommunikationsverhalten zu verändern. Das kann nur gemeinsam gelingen. Tieferliegende Motivationen zu erkennen und auszutauschen ist also ein wichtiger Bestandteil der Metakommunikation. Es ist, als wäre man selbst eine dritte und vierte Person, die die Streitenden beobachtet. Der emotionale Abstand ist sehr wichtig.

Man geht also auf einen höhere Ebene und analysiert das gemeinsame Gesprächsverhalten von dieser Warte aus.

 

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Hier bloggt für euch Almut Bacmeister-Boukherbata, Psychologische Beraterin & Paarberaterin in eigener Praxis seit 2001. In Hamburg lebend und praktizierend. Bietet seit 2010 auch mobile Beratung im Hamburger Umkreis an. Für alle, die nicht aus Ihrem Einzugsgebiet kommen, bietet sie ebenfalls Telefoncoaching an. Ihre Arbeitsweise ist kreativ und intuitiv, Klientenbezogen. Bekannt unter dem Begriff: "Individuelle Wegbegleitung". Sie schreibt Bücher und betätigt sich künstlerisch.

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