Ein kleiner psychologischer Blick auf die Begeisterung beim Fußball

EM 2016 – WIR sind im Halbfinale

Fußball Baby © artistlike - pixabay.com - football-349436_640

Von jung auf Fan…

Wir? Ich persönlich habe nichts zu diesem Erfolg beigetragen, außer wie Millionen andere auch, die Tore zu bejubeln… Was ist das eigentlich, diese unfassbare deutschlandweite Begeisterung, in die auch Kinder und Kleinstkinder eingebunden werden? Es ist dieses „Wir“-Gefühl, welches uns so begeistert.

Und nicht nur das! Wir lieben es, mit anderen Menschen einer Meinung zu sein. Sich gemeinsam in einer riesigen, wohlwollenden Gruppe von Gleichgesinnten für das Gleiche zu begeistern tut uns gut. Harmonisiert uns, reißt uns mit. Kraft und Energie entsteht. Eine La-O-La-Welle ist doch nichts anderes, als Massengymnastik. Aufspringen und Arme hochreißen, dabei auf den richtigen Rhythmus achten, denn DAS darf man nur, wenn man auch dran ist.

Habt ihr das auch gemerkt? Dieses Jahr gab es keine La-O-La-Wellen, oder ist mir etwas entgangen? Wurden sie vielleicht nur nicht von den Kameras erfasst???

Dieses Jahr war die islandische Begeisterungsgeste „in“, der sogenannte „Huh-Jubel“, eine Geste, die nach dem Spiel die isländische Mannschaft mit ihren Fans verband. Arme hochreißen, und im vorgegebenen Rhythmus der Mannschaft die Hände über dem Kopf zusammen schlagen, und dabei HUH rufen. Dabei wird der Rhythmus immer schneller, bis die Fankurve einem Hexenkessel dient. Diese Choreografie wurde übrigens, laut Kommentator, auch von anderen Nationalitäten nachgeahmt. Für die meisten einfach ein wenig Abwechslung in der Massengymnastik. Dennoch wunderbar wohltuend. Schneller bekommt man keine Energie.

DESWEGEN sehen wir wichtige Fußballspiele auch lieber in der Gruppe. Verabreden uns zu gemeinsamen Jubeln in der nächsten Sportkneipe, oder beim Nachbarn. Würde ja auch blöd aussehen, allein im heimischen Wohnzimmer die La-O-La-Welle zu machen, oder den HUH-Jubel. Darüber hinaus bleiben wir mit unseren Gefühlen nicht allein, und genießen dieses Gemeinschafts-Gefühl, welches so, nicht jedes Jahr möglich ist. Man muss also Feste feiern, wie sie fallen.

Auch die ‚Fanmeile‘ ist fast schon ein Muss, – Kult ist es auf jeden Fall -, denn da herrscht Stimmung, beinahe wie in einem Stadion… Schließlich schauen einige Tausend Fußballfans gemeinsam das, was das Fußballherz begehrt. Es schweißt uns zusammen, und lässt uns gemeinsam genießen. Kann es etwas Schöneres geben? Schöner als ewige Gespräche über den Brexit ist DAS alle mal.

Selbst die Kleinsten werden schon darauf eingestimmt…, lernen von klein auf an, welche Begeisterung Fußball auslösen kann. Und das zu einem Zeitpunkt, an dem sie sicherlich noch nicht verstehen, worum es bei diesem Spiel überhaupt geht. (Mal unter uns: Was ist für ein zweijähriges Kind schon spannend daran, dass die Kugel ins Tor fliegt? Viel schöner wäre doch selber laufen und spielen!) Und dennoch jubeln auch die Kleinen schon mit. Manch ein Kind ahmt die Mimik von erwachsenen Zuschauern schon perfekt nach. Mitgerissen von ihren Liebsten und der breiten Masse um sie herum. Das wirkt ansteckend. Emotionen pur. Nirgendwo liegen Freude und Trauer so dicht beieinander.

Kaum etwas anderes löst bei uns derartig intensive Gefühle aus. Das Schöne dabei ist: Fußball ist „ungefährlich“. Ein Thema, bei dem man Gefühle zeigen darf! Endlich dürfen wir ungestraft jubeln, feiern und unendliche Freude haben. Oder auch mal Katzenjammer, wenn das Spiel nicht so geendet ist, wie man es sich gewünscht hätte. Auch die Trauer hat ihre Berechtigung. Dort dürfen sogar ungeniert Männer weinen!

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Hier bloggt für euch Almut Bacmeister-Boukherbata, Psychologische Beraterin & Paarberaterin in eigener Praxis seit 2001. In Hamburg lebend und praktizierend. Bietet seit 2010 auch mobile Beratung im Hamburger Umkreis an. Für alle, die nicht aus Ihrem Einzugsgebiet kommen, bietet sie ebenfalls Telefoncoaching an. Ihre Arbeitsweise ist kreativ und intuitiv, Klientenbezogen. Bekannt unter dem Begriff: "Individuelle Wegbegleitung". Sie schreibt Bücher und betätigt sich künstlerisch.

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