Schluss mit dem Analysieren
Analysieren des Partners, um sein Verhalten zu verstehen
Wir Frauen neigen alle irgendwie dazu: Im Laufe einer Beziehung, einer engen Partnerschaft, fangen wir an, unseren Partner zu analysieren. Natürlich wollen wir verstehen, warum er so tickt, wie er nun mal tickt. Wir wollen Antworten darauf, warum sein Verhalten so, und nicht anders ist.
Und da wir uns leicht für Psychologie begeistern können, liegt es nahe, uns mit den partnerschaftlichen Themen näher zu beschäftigen.
Es fängt damit an, dass unser Partner sich auf eine Art und Weise verhält, die wir weder verstehen noch nachvollziehen können. Zum Beispiel, wenn er von einem sehr aufmerksamen und liebevollen Verhalten zu einem eher ignoranten Benehmen wechselt.
Zunächst fragen wir uns, ob unser Verhalten zu wünschen übrig lässt. Fragen uns des Weiteren, ob wir etwas falsch machen. Wir zweifeln und reagieren verunsichert. Natürlich bemühen wir uns jetzt besonders um den Liebsten.
Wenn sein Verhalten sich jedoch nicht ändert, und wir weder einfache Antworten finden, noch mit unserer Zuwendung etwas ändern können, dann spätestens beginnen wir unsere Partnerschaft, und insbesondere ihn zu analysieren.
Belastungsproben für Beziehungen
Und endlich wissen wir es: ER ist nicht beziehungsfähig. ER verhält sich so distanziert, weil seine Mutter… ER hatte schon als Kind Probleme… ER benötigt infolgedessen Verständnis, Hilfe und Unterstützung.
Da uns aber das Wissen darum allein nicht reicht, analysieren wir weiter, und teilen unsere Ergebnisse auch brühwarm dem jeweiligen Partner mit. „Du bist nicht beziehungsfähig, weil…“, „Ich glaube, deine Unfähigkeit, auf mich adäquat einzugehen, kommt von…“, und so geht das weiter.
Während wir glauben, immer mehr über die Psyche unseres Liebsten heraus zu bekommen, ist dieser genervt. Er fühlt sich unverstanden, und zum Objekt der Beobachtung degradiert.
Ihn stört es, wenn seine Partnerin zu wissen glaubt, warum er ist, wie er ist. Ihn jedoch interessiert das nicht. Und überhaupt, diese blöde Psychologie…
Analyse ist der Beweis, dass etwas in der Beziehung nicht stimmt
Machen wir uns doch klar: Wenn wir erst anfangen, unser Gegenüber zu analysieren, dann ist das ein sicheres Zeichen dafür, dass es in der Beziehung Probleme gibt. Warum sonst sollten wir etwas freiwillig tun, dass gar nicht zu unseren Aufgaben gehört.
Es ist nicht unser Job, den Partner zu beobachten, und jede seiner Verhaltensweisen zu analysieren. Diese Analyse sollten wir den Profis überlassen, die sich durch ihre Ausbildung ein fundiertes Wissen angeschafft haben. Denn eins müssen wir uns frühzeitig klar machen: Selbst wenn wir dennoch analysieren, ändert das nichts an dem Verhalten unseres Partners. Allein die Aussage, du bist nur so, weil dein Vater… ändert aber auch gar nichts an seinem Wesen.
Wir erreichen lediglich, dass er sich ärgert, und sich möglicherweise noch mehr von uns entfernt. Schließlich hat er keine Wissenschaftlerin geheiratet, oder sich in eine Psychologin verliebt. ER hat sich in die Frau verliebt, die ihm ebenbürtig ist, und mit ihm auf Augenhöhe eine Beziehung führt. Ihn gelüstet nicht nach dem Wesen, dass sich aufschwingt, über ihm zu stehen, denn nichts anderes ist die Laienanalyse.
Sie ist zwar der Versuch zu verstehen, hilft jedoch wenig dem partnerschaftlichem Miteinander. Stell‘ dir einfach mal vor, wie du dich fühlen würdest, wenn dein Partner dich permanent analysieren würde. Er würde dir klar machen, woher dein Verhalten seines Erachtens kommt, würde dir mit seinen Worten zeigen, dass er über dir steht, weil er dich „erkennt“.
Ich bin sicher, auch du würdest dich nicht wohl fühlen. Schließlich nützt es dir überhaupt nichts, wenn du zwar eine laienhafte Erklärung bekommst, warum du dich so verhältst, wie du es nun mal tust, aber überhaupt nicht weißt, wie du dieses Verhalten verändern kannst.
Wir können nun mal alle nicht aus unserer Haut. Darüber hinaus ginge es dir vermutlich nicht gut damit, dass dein Mann oder Lebenspartner plötzlich die Ebenen wechselt, und statt dir ein Partner zu sein, dir von oben herab erklärt, er wüsste etwas über dich, was du selbst nicht weißt.
Fühlst sich weder gut, noch richtig an, stimmt’s?
Also löse auch du dich davon, deinen Partner analysieren zu wollen. Er ist nun mal, wie er ist. Genau so, wie du bist, wie du bist.
Das Internet verlockt und lockt dich zu eigenen psychischen Analysen
Bitte mache dir klar: Keiner wird gern analysiert, und schon gar nicht von dem Menschen, der einem am Nächsten steht.
Auch wenn das Internet noch so lockt, und du Lust auf Psychologie hast, maß dir bitte nicht an, die Menschen um dich herum eigenständig zu analysieren. Egal, wie viel du über die Problematik gelesen haben magst, unabhängig davon, wie viele Ratgeber du bereits gewälzt hast.
Du bist nicht seine Therapeutin! Vergiss‘ das bitte nicht.
Ich erlebe es oft, gerade bei therapierten Menschen, dass sie glauben, ihr Wissen auf die Lieben übertragen zu können. Dabei liegen sie jedoch häufig daneben. Schließlich ersetzt eine Therapie keine fachgerechte Ausbildung.
Eins aber ist sicher: Die Analyse des Partners ändert nichts an eurer Beziehung, und zerstört darüber hinaus womöglich eure Partnerschaft. Denn kein Mensch möchte von einem anderen Menschen psychologisch durchschaut werden.
Heißt also, die pure Erkenntnis ist zwar theoretisch der erste Schritt zur Verwandlung, aber praktisch wenig von Nutzen. Es ist und bleibt in der Regel der Versuch IHN zu verändern. Veränderung jedoch muss aus dem Inneren kommen, selbst gewünscht sein, und bedarf der notwendigen Schritte.
Viel besser wäre es, die Störung in eurer Beziehung zu erkennen, euch Hilfe dort zu holen, wo auch dein Partner sie annehmen kann, und frühzeitig den Problemen entgegen zu steuern. Lasst euch gemeinsam ein, an eurer Beziehung zu arbeiten, und bleibt das, was ihr seid. Ein liebendes Paar, welches noch viele Gefühle füreinander hat, und mit kleinen Beziehungsproblemchen zurecht kommt, ohne, dass einer von euch beiden den anderen durch seine laienhafte Analyse bloßstellen muss.
Überlasst das Analysieren den Fachleuten, und wendet euch einander zu.
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