Mut zur Paarberatung
Paarberatung hilft & macht glücklicher
Seit wenigen Jahren beobachte ich eine neue Tendenz: Paare wenden sich deutlich früher an eine Paarberatung als noch vor wenigen Jahren.
Ich erkläre mir dieses veränderte Verhalten damit, dass Partnerschaften heutzutage flüchtiger sind, als noch vor wenigen Jahrzehnten. Also muss frühzeitiger einer Trennung vorgebeugt werden. Denn sobald Ärger ins Haus steht, benötigen junge Paare Hilfe.
Zudem „harren“ die Menschen in einer unbefriedigenden Beziehung nicht mehr so lange aus, wie früher.
Sie wünschen sich immer währendes Glück, und trennen sich leichter, wenn dies nicht in Erfüllung geht. Schließlich besteht in vielen Fällen keine wirtschaftliche Abhängigkeit zwischen den Beziehungspartnern. Ein Umstand, der Trennungen vereinfacht.
Auch haben die Medien das Thema Paarberatung aufgegriffen, und dadurch bekannter gemacht, und das Internet ermöglicht zusätzlich einen besseren Einblick in die vielen Paarberatungspraxen.
Schließlich gewähren die Websites einen Einblick in die beratende Person & deren Spezialisierung. Ebenso lassen sich die Kosten vorab einsehen.
Das vermindert Berührungsängste. Kosten, Sympathie und Entfernung sind im Übrigen wichtige Entscheidungskriterien.
So wurden durch die Medien und den Internetzugang Eheberatungen, allmählich entmystifiziert, und Paartherapien damit gesellschaftsfähiger.
Hilfe in Anspruch nehmen, sobald Probleme auftauchen
Im Prinzip ist es ja löblich, sich beim ersten Anzeichen einer sich anbahnenden partnerschaftlichen Verstimmung Hilfe zu suchen, da Wogen deutlich leichter zu glätten sind, solange noch spürbar Liebe mit im Spiel ist.
Dennoch kostet es oft Mut & Überwindung, sich wirklich einen Beratungstermin zu holen, und dort auch hin zu gehen. Eher gibt man teures Geld für eine Spülmaschinenreparatur aus, oder für ein Wellnesswochenende, als die eigene Beziehung durch ein Coaching zu „reparieren“.
Aber auch Paartherapeuten sind keine Zauberer. Sie können das, was in der Beziehung eine ganze Weile bereits schief gelaufen ist, nicht in einer einzigen Sitzung wieder richten.
Viele Paare hoffen allerdings genau darauf. Sie hoffen, dass ein oder zwei Sitzungen bei einem Paartherapeuten die Beziehung kitten kann.
Das allerdings klappt genauso wenig, wie ein Kind als Beziehungsretter. In den wenigsten Fällen reicht es aus, sich durch eine einmalige Beratung derartig neuen Input für die Beziehung zu holen, dass das Paar allein damit weiter arbeiten kann.
Vorwissen verkürzt Therapiesitzungen
Ausnahmen bilden Paare, die viel Vorwissen mit in die Beratung bringen, und nur ein kurzes Thema geklärt haben möchten.
Ziel einer Paarberatung sollte immer sein, dass sich das Paar wieder näher kommt, und wieder glücklicher miteinander ist. Dabei sollte es lernen, zukünftig selbst Beziehungsarbeit zu leisten, um evtl. zukünftig auftretende Paarprobleme selbständig zu lösen.
Leider bringt die oben beschriebene Tendenz auch mit sich, dass viele Paare nur 2 oder 3 Paartherapiesitzungen wahrnehmen, und sich dann bereits befähigt fühlen, allein weiter zu machen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass das scheinbar schnell wieder hergestellte Glück nur von kurzer Dauer ist, weil es das übliche High zu Beginn einer wirkungsvollen Paarberatung ist, ist groß.
Die Alltagsprobleme kehren schnell und mit Wucht wieder, so dass das Paar leicht zu dem falschen Schluß kommt, die Beratung hätte nichts gebracht.
So gerät eine ganze Branche in Verruf, obwohl die eigentliche Ursache in einer vorzeitig beendeten Paartherapie liegt.
Das Ende einer Beratung sollte zwischen den Beziehungspartnern und der Paarberaterin/ dem Paarberater gemeinsam besprochen werden. Letztere/r weiß aufgrund seiner langjährigen Beratungstätigkeit am besten, ob ein Paar zukünftig gute Chancen hat, neu auftretende Probleme eigenständig zu lösen.
Ich fasse zusammen:
Eine frühzeitige Inanspruchnahme einer Paarberatung ist dann gut, wenn es genügend Zeit gibt, ein neues Miteinander zu entwickeln, und das Paar lernt, regelmässige Beziehungsarbeit zu leisten.
Eine Paarberatung sollte durchschnittlich 10 – 20 Sitzungen dauern, je nachdem, wie gut das Paar mitarbeitet. Faustregel: Alte Probleme = längere Beratungszeiten, neuere Probleme = weniger Sitzungen.
Für frischere Beziehungen lohnt sich u.U. auch eine Kurzzeitberatung. Die noch spürbaren Gefühle helfen deutlich bei einer schnelleren Umsetzung des Erlernten
Ich kann euch spätestens nach 3-4 Sitzungen sagen, ob ihr kürzer oder länger am Ball bleiben solltet. Eure Anfangseuphorie ist leider kein Kriterium dafür.
Traut euch rechtzeitig eine Paarberatung in Anspruch zu nehmen, und wartet nicht, bis häufige Streitereien eure Beziehung zerstören. Die Beratung kann nämlich einer Trennung vorbeugen.
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