Leben mit einem Narzissten – Teil 4

Die schwierige Kommunikation

Die Beziehung zu einem Narzissten verursacht viel Schmerz

Wenn du jemals mit einem Narzissten zusammengelebt hast, dann weißt du, wie schwierig die Kommunikation mit ihm ist. Nicht nur, dass er dich gern und häufig unterbricht, um dich zu korrigieren, und sich selbst in einem guten Licht dastehen zu lassen, sondern auch, weil er dir gern deine Worte im Mund verdreht.

Gerade, wenn du es wagst, ihn in eurer Beziehung zu kritisieren, dann fühlt er sich berechtigt, dich nicht ausreden zu lassen, sondern deine angeblichen Fehler in deiner Schilderung zu verbessern. Gern hört er auch Dinge, die du nicht gesagt hast, ist er doch dauerhaft auf der Jagd nach negativem Input.

Damit will ich sagen, dass ein Narzisst unbewusst immer auf der Suche nach Bestätigung seines negativen Selbstbildes ist. Dieses negative Selbstbild ist schon in frühester Kindheit entstanden, und basiert auf elterlicher Kritik oder anderer unglückllicher familiärer Einschätzungen.

Als Kind wurde der Narzisst immer wieder auf die eine oder andere Art abgewertet, so dass ein negatives Selbstbild entstehen musste.

Das Perfide an dieser Situation ist, dass der Narzisst nun als Erwachsener einerseits unbewusst immer wieder nach Bestätigung Ausschau hält, die sein Selbstbild: „Ich kann das nicht.“, „Ich bin nicht gut genug.“, „Ich verdiene nichts Gutes.“, „Ich bin nichts wert.“, usw. festigt, und gleichzeitig alles dafür tut, sich solche Äußerungen nicht gefallen zu lassen. Er wehrt sich dagegen mit Händen und Füssen, obwohl die Worte ja bei ihm auf fruchtbaren Boden fallen.

Unbewusst hört er, bzw interpretiert er in deine Worte Negatives, was auch immer du äußerst, und fühlt sich nun bestätigt, dass er auch dir nicht vertrauen kann, da dein Bild von ihm schlecht ist. Traurig dabei ist, dass er zu Beginn eurer Beziehung anders dachte, und von dir überaus begeistert war, weil er annahm, in dir endlich jemanden gefunden zu haben, der in ihm das sieht, was er wünscht zu sein. Der größte und beste und fehlerloseste Mensch dieser Erde.

Er unterbricht dich im Gespräch also ständig, weil er glaubt, dass, was du sagen würdest, wäre gegen ihn. Es ist, als betrachte er alles Gehörte durch einen Filter, der nur der Bestätigung dessen dient, was er schon lange weiß.  Auch du bist gegen ihn.

Da er dich ja auch nicht ausreden lässt, kann er nicht erfahren, dass deine Sätze anders enden, als er befürchtet. Auch deine Erklärungen helfen ihm nicht weiter, denn er weiß, was er weiß. – Oder, was er glaubt zu wissen.

Deine Position als seine Partnerin wird dadurch immer weiter geschwächt. Eure Kommunikation gerät immer weiter aus dem Ruder. Dir tut es weh, dass er dich permanent missversteht. Du fragst dich irgendwann, ob er deine Sätze absichtlich, also bösartig verdreht, oder ob er nicht anders kann, hilflos dabei ist.

Eure Beziehung wird zu einer on off Beziehung

Du leidest zunehmend unter ihm. Eigentlich immer befindet ihr euch in einem Machtkampf. Zumindest dann, wenn du über eure Beziehung reden möchtest. Nie schaffst du es, ihm das zu übermitteln, was du aussagen möchtest, denn ehe du dich versiehst, bist du schon wieder mittendrin in einem verbalen Krieg, den er ausgelöst hat. Mehr noch, er unterstellt dir auch noch, dass du diese Auseinandersetzungen anzetteln würdest. Also leidest du doppelt, unter den verbalen Machtkämpfen, und seinen Unterstellungen.

Er wird dich nicht gewinnen lassen, und dazu sind ihm alle Mittel recht. Er lügt, verdreht, und unterstellt dir Aussagen, die du so niemals getroffen hast. Er merkt sich alle negativen Aussagen, die du jemals in deiner wehrlosen Wut geäußert hast, und kann jeder Zeit darauf zu greifen, nur, um sie dir um die Ohren zu hauen.

Deine positiven Aussagen über ihn, deine Anerkennung für ihn, dein Dank für etwas, das er getan hat, all das fällt bei ihm durch das Maschengitter. Er vergisst es sofort wieder, als wären derlei positive Äußerungen niemals gefallen.

Du hältst das nicht aus. Diese Wut, diese Aggression. Du merkst, dass er nicht mehr der ist, in den du dich verliebt hast. Auch deine Versuche, ihm zu erklären, dass es SO nicht weitergeht, scheitern. Du trennst dich. Und kommst wieder mit ihm zusammen, und trennst dich, und kommst… Schließlich hat er auch seine guten Seiten. Seine entzückenden Seiten. Sagt so oft zum richtigen Zeitpunkt das Richtige, und gibt dir trotz allem das Gefühl, dich zu meinen.

Aber du leidest weiter. Du leidest unter ihm. Noch hoffst du, du könntest ihn dazu bewegen, vernünftig mit dir zu kommunizieren. Aber er ist vernünftig. So vernünftig, wie er nun mal sein kann.

Du watest durch ein Moor von Blüten, findest aber keinen festen Boden unter den Füssen

Eure Gespräche führen regelmäßig auf Abwege. Eigentlich hast du bereits alles ausprobiert, um eure Beziehung zu retten. Aber nichts davon fiel auf fruchtbaren Boden. Sobald du etwas zu eurer Beziehung sagen willst, zieht er die Boxhandschuhe an. Du erhältst den ersten Schlag, obwohl du noch keinen Anpfiff gehört hast. Redest mit ihm so lange, bis er dich nieder gestreckt hat.

Da er dich besiegt hat, geht es ihm gut, und er kann wieder auf dich zu gehen. Plötzlich scheint er wieder der Alte, und du hoffst…

Für kurze Zeit fühlst du dich wieder wohl mit ihm. Es ist schön zwischen euch. Bis du wieder den Mund aufmachst. Dann dreht sich das Hamsterrad von Neuem.

Du willst ihm etwas mitteilen, und er hört sofort Kritik. Seine folgenden Verdrehungen sind einfach stärker als du. Schließlich verlierst du tatsächlich den Boden unter den Füßen. Fühlst dich wie ein Fisch im Wasser, der weder weiß, wo oben, noch wo unten ist.

Du wanderst durch ein Meer von Gefühlen, ohne den festen Boden in Aussicht zu haben. Das ist das Leben mit einem Narzissten.

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Hier bloggt für euch Almut Bacmeister-Boukherbata, Psychologische Beraterin & Paarberaterin in eigener Praxis seit 2001. In Hamburg lebend und praktizierend. Bietet seit 2010 auch mobile Beratung im Hamburger Umkreis an. Für alle, die nicht aus Ihrem Einzugsgebiet kommen, bietet sie ebenfalls Telefoncoaching an. Ihre Arbeitsweise ist kreativ und intuitiv, Klientenbezogen. Bekannt unter dem Begriff: "Individuelle Wegbegleitung". Sie schreibt Bücher und betätigt sich künstlerisch.

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