Gewaltfreie Kommunikation – Teil 4 – Sich mitteilen
Was wäre die Beobachtung ohne Mitteilung?
Heute geht es um den letzten Teil des 1. Schrittes in der Gewaltfreien Kommunikation. Er beendet vorerst meine kleine Serie.
Schritt 1 ist übertitelt mit Beobachtung. Ich habe in meinen letzten beiden Beiträgen versucht, darzulegen, wie man empathisch und wertfrei zuhört. Denn das Zuhören ist auch Bestandteil der Beobachtung. Natürlich nur dann, wenn mein Gegenüber begonnen hat, sich zu äußern.
Fange ich mit dem Sprechen an, weil ich etwas geklärt haben möchte, oder auf dem Herzen habe, dann schildere ich das, was ich beobachtet habe.
Dazu bemühe ich mich, wieder möglichst wertfrei den Sachverhalt wider zu geben. Am Besten lässt sich dies an einem Beispiel darstellen.
Vorab ein Beispiel dafür, wie es Auseinandersetzungen häufig ablaufen
Es ist der Geburtstag ihres Partners. Sie hat ihm bereits ein paar Tage vorher mitgeteilt, dass sie an seinem großen Tag schön für ihn kochen möchte, und er hat sich quasi im Gegenzug bereit erklärt, pünktlich zum Essen um 19.30h heim zu kehren.
Sie hat sich viel Mühe gegeben, schließlich möchte sie ihm eine Freude machen. Morgens war sie extra auf dem Markt, um alle Zutaten frisch zu besorgen. Obwohl sie lieber etwas anderes isst, hat sie sein Lieblingsessen gekocht, und auch den Tisch feierlich geschmückt. Nun trägt sie sogar SEIN Lieblingskleid. Pünktlich ist sie mit allem fertig.
Wer jedoch nicht kommt, ist er. Er ruft auch nicht an. Sie wartet, und versucht, dass Essen warm zu halten. Ihr Magen knurrt, aber sie will an seinem Geburtstag nicht ohne ihn essen. Frustriert bemerkt sie, dass das Essen verkocht.
Sie sitzt am Tisch und wartet. Wartet auf ein Lebenszeichen. Mal eben nebenbei etwas im Haushalt machen, geht nicht, da sie sich für ihn ja in Schale geworfen hat. Sorgen macht sie sich auch.
Um 21.30h kommt er endlich heim. Auch wenn sie für einen kurzen Moment froh ist, dass ihm nichts passiert ist, kommt nun ihre ganze Wut hoch. Wie respektlos er ist. Er hätte dies und jenes machen müssen. Nun knallt sie ihm alles um die Ohren, was ihr in den letzten 2 Stunden durch den Kopf ging.
Dass sie Hunger hatte, ihn versucht hat, im Büro zu erreichen, dass sein Verhalten ihr gegenüber resepektlos sei, usw.
Da er nicht adäquat reagiert, schaukelt sie sich nun immer weiter hoch. Gleich zu Beginn macht er eine dämliche Bemerkung, da er natürlich weiß, wie sie regieren wird. Auch ihre Wut ignoriert er, und macht sich sogar lustig darüber. Die Situation eskaliert, und es kommt zum Streit. Der Abend ist gelaufen.
Die gleiche Situation nach der Gewaltfreien Kommunikation:
Als er endlich kommt, fragt sie ihn wertfrei, warum er erst jetzt kommt, obwohl (Beobachtung) sie beiden um 19.30h zum Geburtstagsessen verabredet gewesen seien. Es sei abgemacht gewesen, dass sie kocht, und er pünktlich heim kommt. Nun sei er 2 Stunden nach dem verabredeten Termin heim gekommen. (Letzteres kann, je nach Gesprächsgegenüber auch als Kritik verstanden werden, obwohl es eigentlich eine sachliche Beschreibung ist.)
Sie schildert, dass er nun allein essen muss, da sie mittlerweile gegessen habe. Sie würde sich allerdings zu ihm gesellen.
Es gibt keine Vorwürfe oder Schuldzuschreibungen. Nur Aussagen darüber, was sie beobachtet hat. Sie teilt ihm mit, dass das Essen mittlerweile kalt sei, da sie es nicht länger warm halten konnte, ohne es zu verbrennen.
Wie würde deine Geschichte an dieser Stelle nun weiter gehen? Denke an die nächsten Schritte. Gefühle äußern. Bedürfnisse wahrnehmen und mitteilen, eine Bitte äußern.
Machen wir uns klar, das ein Gespräch nach der Gewaltfreien Kommunikation zwar kein Ventil dafür bietet, seine eigene Wut abzubauen, es hilft aber dabei, den Abend ohne eskalierenden Streit zu retten.
Diese Art der Mitteilung ist wichtig, wenn man darauf Wert legt, dass in der Beziehung ein ruhiger und respektierender Umgangston herrscht. Nur, wenn ich das, was ich wahrnehme auch mitteile, kann mein Gesprächspartner mich verstehen.
Wüten hilft zwar kurzfristig, sich zu erleichtern, schadet langfristig aber der Partnerschaft. Ein achtsamer Umgang miteinander will gelernt sein, und erfordert viel Übung, lohnt sich aber.
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