Freiheit – Wann ist man wirklich frei?
Der Freiheitsbegriff – Was frei sein bedeutet
Wir Menschen sind weitestgehend frei. Frei zu entscheiden, welchen Beruf wir ergreifen wollen, oder wo wir wohnen möchten. Wir können unsere Freizeit gestalten, wie wir es wünschen. Kinder bekommen, oder verhüten. Unseren Urlaub im Ausland verbringen, oder auf Balkonien, je nachdem, was wir vorziehen.
In unserer Gesellschaft sind wir so frei, wählen zu können, wie wir leben wollen, und wohin wir gehen wollen.
Begreift man Freiheit als Zustand der freien Wahl, so kann man kaum irgendwo freier sein. Ob unser Liebesleben, unsere Kleidung oder unsere Art zu leben, wir wachsen in der Regel frei auf, und dürfen unser Leben nach unseren eigenen Wünschen wählen, sobald wir alt genug dazu sind.
Heutzutage gibt es kaum gesellschaftliche Normen, die uns zwingen, auf eine bestimmte Art zu leben. Wir können als unverheiratete Frau ein Kind in die Welt setzen, ohne Ressentiments zu befürchten, wie noch vor 50-60 Jahren, als Männerpaar zusammen wohnen, ohne Anfeindungen ausgesetzt zu sein, wie noch in den 70iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts.
Uns fehlt es an kaum etwas, und selbst die Ärmsten unter uns besitzen deutlich mehr, als die Mehrheit der Erdbevölkerung. Da wir ein Dach über dem Kopf haben, genug zu essen und zu trinken, bleiben kaum noch Wünsche übrig. Alles darüber hinaus sind Luxusprobleme.
Frei sein bedeutet, sich entscheiden zu können, d.h. die Wahl zu haben.
Was frei sein nicht bedeutet
Dennoch gibt es gesellschaftliche Regeln, die uns einengen. Gesetze geben uns bestimmte Dinge vor, und sittliche Vorstellungen regeln unser Miteinander.
So können wir nicht einfach eine Bank ausrauben, weil wir Geld brauchen, oder uns am Eigentum anderer vergreifen, nur, weil wir diese Dinge auch gern besitzen würden. Wir können nicht mit 100 durch die Stadt brausen, sondern halten uns an die Verkehrsregeln.
Frei zu sein bedeutet also nicht, tun und lassen zu können, was man will, rücksichtslos und egoistisch zu sein. Die eigene Freiheit stößt dort an Grenzen, wo sie die Freiheit anderer Menschen beschneidet. Wer z.B. so frei sein will, nachts zu bohren, der sollte sich lieber auf eine einsame Insel zurück ziehen.
Bloß, und das ist der Haken, gibt es dort keinen Strom. Deine persönliche Freiheit wird eingeschränkt, durch fehlenden Komfort. Wenn du also so frei sein möchtest, dich dort auf eine Toilette zu setzen, oder kurz im nächsten Supermarkt etwas zu essen zu kaufen, hast du mit Zitronen gehandelt. Doch wenn du bereit bist, diese Dinge in Kauf zu nehmen, dann bist du zumindest frei in deiner Entscheidung kurzfristig das zu tun, wonach dir ist. Außer in der Nacht bohren natürlich.
In einer Gesellschaft musst du Rücksicht auf deine Mitmenschen nehmen, auf einer einsamen Insel mit dem dort herrschenden Mangel leben. Vogelfreiheit gibt es nur für Tiere. Insofern ist die Freiheit nur relativ. Relativ zum Umfeld, in dem wir leben. Denn auf die eine oder andere Art werden wir immer Grenzen erleben. Schließlich sollten wir davon ausgehen, dass Freiheit ja auch die Freiheit der Anderen ist.
Was ich mir also an Freiheit zugestehe, sollte ich auch meinen Mitmenschen zugestehen. Aber solche Dinge gehen nur mit Rücksichtnahme und dem Wissen, dass meine Freiheiten dort enden, wo sie einen anderen Menschen berühren.
Eine absolute Freiheit gibt es nicht
Es ist demnach auch obsolet, sich als Impfgegner auf die Hinterbeine zu stellen, und die eigene Freiheit einzuklagen. Die Entscheidung, sich nicht impfen zu lassen, ist isoliert betrachtet, jedermanns gutes Recht. Begreift man diese Entscheidung jedoch innerhalb einer Gesellschaft zu Pandemie-Zeiten, sieht es schon ganz anders aus. Denn jeder ungeimpfte Mensch erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Pandemie nicht in den Griff zu bekommen ist, und die geimpften Menschen leiden und Einschränkungen hinnehmen müssen.
Die angebliche Freiheit, sich nicht impfen zu lassen, hat Folgen für das ganze Land. Nur eine Scheißegal-Haltung kann in diesem Fall Grund für diese Sturheit sein. Denn wer die Augen öffnet, der sieht, dass er mit seiner Verweigerung anderen die Freiheit raubt. Oder glaubt ein Impfgegner wirklich, einem Intensiv-Krankenpfleger würde es Spaß machen, in voller Montur, Corona-Kranke zu versorgen?
Wo bleibt die Freiheit des Krankenpflegers zu wählen? Und wenn dieser wählen dürfte, würde er sich nicht dann gegen die Belastung durch unbelehrbare Ungeimpfte wehren. Deren schwere Erkrankungen die Mediziner und Pflegschaft vor eine Dauerbelastung stellen?
Wirklich frei ist, wer sich entscheidet, sich impfen zu lassen, trotz der eigenen Bedenken, als Solidaraktion für die Gesellschaft, in der er selbst lebt. Wer einen Beitrag, seinen Beitrag zum bekämpfen der Pandemie leistet.
Was leistest du, außer laut zu sein? Wem hilft es, wenn du dein vermeintliches Recht kund tust, wo du besser so frei wärest, dich für die richtige Maßnahme zu entscheiden. Impfen macht frei. Im Augenblick viel freier, als du es dir vielleicht vorzustellen vermagst. Poche nicht auf Freiheit, nur weil du ein Argument brauchst, dich nicht impfen zu lassen. Du hast nur eine Freiheit, den kleinen Piks erst einmal zwei Mal über dich ergehen zu lassen, um dann nicht schwer an Corona zu erkranken, und weitere Einschränkungen nicht in Kauf nehmen zu müssen.
Richtig frei ist man, wenn man sich freiwillig zu einem richtigen Schritt entscheidet. Mach‘ dich frei von den Zwängen deiner Peargroup. Lass‘ dich impfen.
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