Erkennen, verstehen, bearbeiten und ändern
Wie Persönlichkeitsveränderungen funktionieren
Sich ändern zu wollen, ist häufig ein löbliches Ziel. Oft angestoßen durch unangenehme Erlebnisse, oder unerfreuliche Kommentare will ein Mensch sich zum Besseren verändern.
Häufig sind dies äußerliche Veränderungen. Wenn also eine Frau beispielsweise zu hören bekam: „Du erinnerst mich an deine eigene Mutter.“, ist sie vielleicht schockiert, und wird versuchen, sich zu verändern.
Eine neue Garderobe muss her, und eine neue Frisur und Haarfarbe. Nur, dass macht noch keinen neuen Menschen aus ihr, ist jedoch ein Anfang.
Interessant wird es, wenn sie versucht, sich auch menschlich weiter zu entwickeln. Denn erst, wenn sie erkennt, wenn sie begreift, dass es hier um etwas wesentliches geht, und weniger um Äußerlichkeiten, kann sie einen Schritt weiter gehen.
Das Erkennen
Das Erkennen der Notwendigkeit zur Veränderung ist also der wesentliche Aspekt bei diesem Thema. Ebenso wichtig ist das Erkennen der Problematik, die hinter einem „Problem“ steckt, um überhaupt zu verstehen, warum es so wichtig ist, sich zu verändern.
Ich rede so häufig von Achtsamkeit, und meine damit meist: Selbstachtsamkeit. Die Form der Achtsamkeit, die mit dem Buddhismus und den Weisheiten buddhistischer Mönche in unsere Köpfe gedrungen ist. Sie geht mit Selbstreflexion einher.
Bin ich achtsam, so beobachte ich mich selbst und auch mein Verhalten. Wie geht es mir in bestimmten Situationen? Was fühle ich gerade? Ich bin präsent, und mir meiner Selbst bewusst.
Warum verhalte ich mich, wie ich mich verhalte. Würden andere Menschen sich in dieser Situation ähnlich, oder ganz anders verhalten? Solche und gleichartige Fragen führen von der Achtsamkeit in die Selbstreflexion.
Wenn nun also mir selbst, oder anderen in meiner nahen Umgebung auffällt, dass ich immer wieder auf etwas auf eine ganz bestimmte, anscheinend nicht adäquate Art reagiere, dann ist es an der Zeit, mich damit auseinander zu setzen, warum ich so reagiere.
Drückt also jemand wissentlich oder aus Versehen eins meiner Knöpfchen, dann gehe ich in die Luft, wie ein HB-Männchen. Warum aber werde ich derartig wütend, während andere Menschen in der gleichen Situation ganz ruhig reagieren?
Ich muss erkennen, dass ich mich in diesem Punkt ein Problem habe, und mich weiter entwickeln muss. Schließlich will ich der Mensch werden, der ich eigentlich sein könnte, und dazu gehört sicherlich kein, wie ich es nenne, HB-Männchentum.
Das Verstehen
Habe ich erst einmal erkannt, dass ich z.B. überregiere, dann ist der Schritt zum Verstehen nicht mehr wirklich weit. Ich sollte mich fragen: Was ist der Auslöser für meine Wut? Was macht mich eigentlich tatsächlich so wütend? Ist es wirklich die Situation, in der ich mich augenblicklich befinde?
Oft liegt die Problematik darin, dass bei mir etwas Gesagtes anders ankommt, als es gesendet wurde. Aus einer einfachen Information, bzw. einem Fingerzeig: „Du hast dies und jenes nicht gemacht.“, wird in deinem Kopf ein: „Du bist faul, du leistest nichts.“. Es macht dich also nicht die Aussage als solche wütend, sondern deine Interpretation derselben.
Wie kommt es jedoch zu derartigen Fehlinterpretationen? Wieso hörst du etwas, das gar nicht gesagt wurde? Natürlich liegt das einerseits daran, dass Kommunikation generell ein schwieriges Thema ist, und viele Missverständnisse in sich birgt, (siehe in der Spalte rechts auch die Buchempfehlungen zu „Miteinander reden“) und andererseits daran, dass wir Menschen geprägt sind.
Das heißt, wir greifen auch auf „Wissen“ zurück, das offensichtlich auf alten Erfahrungen beruht. Das hat zur Folge, dass wir oft genug nicht auf die augenblickliche Situation reagieren, sondern unbewusst auf frühere Erlebnisse. Wenn also im obigen Beispiel Mama mich früher immer als faul bezeichnet hat, oder ich immer nicht gut genug für sie war, dann bringt mich diese Prägung dazu, auch im Hier & Jetzt derartige Dinge zu hören.
Wenn ich das Wirkprinzip verstanden habe, und für mich festgestellt habe, dass auch ich ähnlich reagiere, weil meine Psyche mir Streiche spielt, dann kann ich mich an den nächsten Schritt des Bearbeitens wagen.
Unsere Psyche ist überaus kompliziert und nicht immer mit dem Verstand fassbar. Deswegen ist es so wichtig, über Achtsamkeit, sich selbst beobachten, und Selbstreflexion zu Ergebnissen zu kommen, um sich selbst besser kennen zu lernen.
Das Bearbeiten
Wer sein Problem, bzw. seine Problematik erkannt, den Hintergrund verstanden, und die Tricks seiner Seele in diesem Fall durchschaut hat, ist auf dem besten Weg, sich persönlich weiterzuentwicklen.
Die Bearbeitung würde erfolgen, indem du dich weiterhin beobachtest, und jedes Mal, im Falle unseres Beispiels, beim Zuhören und Verstehen Kontrolle ausübst. Achte darauf, ob das, was dein Gegenüber gesendet hat, das ist, was bei dir angekommen ist. Zur Kontrolle eignen sich am besten Nachfragen.
„Willst du damit ausdrücken, dass ich nicht genügend tue?“ „Nein, ich wollte dich nur darauf aufmerksam machen und dich daran erinnern.
„Bei mir ist angekommen, dass ich noch mehr tun sollte. Meintest du das?“ „Liebling, du tust wirklich genug. Ich möchte nur, dass du diese Dinge noch erledigst.“
So kannst du klären, was dein Gegenüber gemeint hat. Du kannst deinen Liebsten bzw. deine Liebsten auch zu deinem Verbündeten machen, und ihn bzw. sie bitten, dich zu unterstützen, falls du scheinbar überzogen reagierst. Mit deinem Einverständnis kann dein/e Partner/in darauf hinweisen.
Anzustrebendes Ziel in diesem Fall, wäre, so an dir und deiner Problematik zu arbeiten, dass du lernst, einen inneren Abgleich vorzunehmen, ruhig zu bleiben, und in der Situation adäquat zu reagieren. Also erst überlegen und überprüfen, dann reagieren.
Das Verändern
Schlussendlich und mit etwas Übung solltest du dein HB-Männchen-Verhalten allmählich ablegen und dich selbst verändern. Die Erkenntnis, dass du oft nicht auf den Moment reagierst, sondern auf alte Themen, sollte dir helfen, problematische Situationen frühzeitig zu erkennen, und anders, eben bewusst darauf zu reagieren.
Mit der Zeit wirst du es immer öfter schaffen, das zu hören, was gesagt wurde, und nicht mehr mit dieser wahnsinnigen Wut zu reagieren, welche eigentlich die kindliche Reaktion auf eine früher geschehene Verletzung ist.
Wenn du gelernt hast, zu unterscheiden, und verstanden, dass das, was du in Worte hinein interpretierst nicht das ist, was wirklich gesendet wurde, dann solltest du dieses Verhalten auflösen können.
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