Das Loch, in das man fällt…
Die Katerstimmung nach dem Ende einer WM oder anderen aufregenden Dingen
Auf die eine oder andere Art kennt sicherlich jeder von uns das Problem. Eine Sache hat uns über Wochen gefesselt. Sei es ein richtig spannendes Buch, oder aber wie gerade eben, eine Fußballweltmeisterschaft.
Wenn auch völlig unterschiedlich wirkend, so haben diese beiden Beispiele jedoch eine Sache gemeinsam. Wir wollten MEHR davon, immer weiter lesen, oder noch mehr spannende Spiele sehen.
Spannung erzeugt ein Suchtgefühl
Aber dann, ganz plötzlich ist das Buch zu Ende gelesen, oder die Fußballweltmeisterschaft wurde entschieden.
Zurück bleibt das Gefühl in ein Loch zu fallen, da das, was uns über Wochen in Anspannung hielt, beendet ist. Es fühlt sich an, als hätte man einen Kater, ganz einfach, weil das, was einen in eine gute Stimmung versetzt hat, nun plötzlich fehlt. Wir aber wollen mehr davon, ähnlich, wie bei jeder Form von klassischen Suchtmitteln, wie Alkohol oder Drogen. Wird uns unser Suchtmittel entzogen, kommt es zu einem Entzug. Uns fehlt auch bei obigen Beispielen etwas, was uns in gute Stimmung bringt.
Das Ende beispielsweise einer Fußballweltmeisterschaft, die uns über Wochen in Spannung gehalten hat, ist wie Public Viewing ohne Publikum. Es fehlt etwas Wesentliches. Nun macht sich eine Leere im Inneren breit, die es nun zu füllen gilt.
Im Fall eines beendeten Buches ist dies ziemlich einfach: Ein neues Buch muss her, das eine ähnliche Spannung erzeugt, wie das vorherige. Auf eine weitere Fußballweltmeisterschaft müssen wir allerdings 4 Jahre warten. Zu lange, um Katerstimmung zu haben.
Woher kommt diese Katerstimmung?
Wir wissen heutzutage alle, dass gute Gefühle dafür sorgen, dass im Körper Endorphine ausgeschüttet werden. Unsere körpereigenen Glückshormone, die uns noch mehr Lust auf Glücksgefühle machen. Wenn wir also ein gutes Buch lesen, dann macht uns das zufrieden, und sogar glücklich. Wir sind in einem Flow.
Auch bei einer Fußballweltmeisterschaft oder bei anderen schönen Dingen, die länger anhalten, entsteht dieser Glücks-Flow. Wir haben Glücksgefühle und Spannung. Erleben die Freude in Gesellschaft und teilen die gleichen Emotionen mit Freunden, Familie, oder sogar Fremden. Ein Spiel nach dem anderen fesselt uns, und nimmt uns ganz gefangen. Der Thrill steigert sich wie in einem guten Buch bis hin zum Finale.
Doch dann ganz plötzlich ist alles vorbei.
Wenn wir nicht gerade Weltmeister geworden sind, und der Flow durch den Freudentaumel noch ein wenig anhält, geht das ganz schlagartig.
Es gibt kein nächstes Spiel mehr, kein Public Viewing, kein Partys mit Freunden. Es gibt nur eins: ein riesiges Loch.
Der Endorphinspiegel fällt, und mit ihm das sich besonders gut fühlen. Dir fehlt etwas. Es regiert die Lust, weitere Spiele schauen zu können, oder auch nur, weiter den Thrill beim Lesen zu erfahren.
Das Ende ist eingeläutet, ein grausames Gefühl. Du bist nicht mehr im Flow deiner Endorphine und musst nun für dich eine Alternative finden.
Eine spannende Alternative finden
Wie wäre es mit einem Fußball-Nachfest. Du lädst deine Freunde ein, mit denen du Freude hattest und ihr lasst die WM noch einmal gemeinsam Revue passieren. Genießt nochmals gemeinsam die schönsten Momenten und feiert. Ich würde das ausfeiern nennen. Du kannst es auch „runter kommen“ nennen.
Mache es dir schön, und überlege, was geeignet scheint, einen adäquaten Spannungsersatz zu bieten. Da böte sich zum Beispiel ein gutes Buch an ;-)) oder eine neue Sprache lernen. Wie wäre es mit einem ganz neuen Hobby, welches dich nun fesseln könnte?
Was auch immer du dir aussuchst, es sollte geeignet sein, dir gut zu tun. Tu‘ es, solange deine Lust noch übermächtig ist!
l
l
l
l
Neueste Artikel von Almut Bacmeister-Boukherbata (alle ansehen)
- Das Loslassen eines geliebten Menschen – Gastartikel - 24. August 2023
- Blinde Flecken in der Psychologie - 3. Mai 2022
- Schluss mit dem Analysieren - 26. April 2022
Die Kommentarfunktion wurde geschlossen, aber Trackbacks und Pingbacks sind noch offen.