Passive Aggression in einer Beziehung – Auswirkung auf die Partnerin II

Trennung tut weh, aber Zusammenbleiben manchmal auch

Wenn du einen passiv aggressiven Partner hast, wirst du über kurz oder lang leiden

Eine Frau, die in Beziehung mit einem passiv aggressiven Mann lebt, leidet massiv unter dessen Verhalten. Schließlich wirkt sich dessen passive Aggression unmittelbar auf sie aus.

Er tut in der Partnerschaft immer wieder unbewusst Dinge, die ihrer Seele schaden. Da er aber nicht aus seiner Haut kann, wird er immer wieder versteckte Aggressionen gegen sie leben, gerade weil er sich seiner Problematik vermutlich nicht bewusst ist. So wird sie zum Opfer.

Dies ist der zweite Teil der Serie, welche Auswirkungen passive Aggressionen auf die Partnerin haben. Lies‘ also bitte alles nach, was ich zu diesem Thema bereits geschrieben haben. In Teil 1 findest du alle weiteren Links:

http://psychologica.de/passive-aggression-in-einer-beziehung-auswirkung-auf-die-partnerin/

Ein Mensch, und es sind deutlich mehr Männer als Frauen, hat aufgrund seiner psychischen Konstitution, nämlich dessen, was er in früher Kindheit erlernt, oder eben nicht erlernt hat, keine Möglichkeit, seine durchaus vorhandenen Aggressionen zu leben. Alle Menschen verfügen über das komplette Reservoir aller Gefühle, unabhängig davon, ob sie sich dessen bewusst sind. Ob sie diese dann allerdings auch ausdrücken können, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab, und steht auf einem anderen Blatt.

Dem passiv Aggressiven wurden in seiner Kindheit keine Wege aufgezeigt, Wut und Ärger auszudrücken. Mehr noch, diese Gefühle wurden meist sogar unterdrückt und als unerwünscht abgestempelt. Er lernte, diese Gefühle nicht haben zu dürfen. Aus diesem Grund verschieben sie sich in eine Art Untergrund-Dasein. Das bedeutet, dass diese Emotionen sehr wohl existieren, aber nicht mehr das Bewusstsein erreichen.

Die Ignoranz derartiger, sogenannter negativer Gefühle hatte also schwerwiegende Folgen. Diese Person durfte ihre eigenen Aggressionen nicht mehr spüren. Wut und Ärger speisen seine Aggressionen, die sich dann auf eine ganz eigene Art Bahn brechen. Vermutlich macht es den Menschen tief in seinem Inneren zusätzlich wütend, dass ihm diese Art der Gefühle verboten waren, obwohl sie doch nur allzu menschlich sind. Bewusst spüren tut er dies aber nicht.

Aggressionen werden fortan nur noch indirekt, also passiv gelebt. Der Agierende wird Stein und Bein schwören, überhaupt nicht aggressiv zu sein, da er keinen Zugang zu diesen Gefühlen hat. Solche Gefühle scheinen ihm fremd. Zudem hat er früh eine Geisteshaltung verinnerlicht, die alles, was mit Wut und Ärger zu tun hat, ablehnt.

Da es aber im Leben jedes Menschen Situationen und Erlebnisse geben kann, die Aggressionen auslösen, sucht sich die Seele einen Weg, diese dennoch auszuleben. Dieses geschieht dann durch das versteckte Ausleben der Aggression. Dabei macht der Mensch, der unter einer passiv aggressiven Persönlichkeitsstörung leidet, das bestimmt nicht bewusst, sondern ist Spielball seiner eigenen Psyche.

Die Auswirkungen auf seine Partnerin sind katastrophal. Sie wird immer doppelt bestraft. Zum einen ist sie das Ziel der unbewussten passiven Aggressionen, zum anderen wird er schwören, dass er völlig unschuldig an der vorhandenen Misere wäre, und weist vermutete, oder benannte Aggressionen weit von sich. Im Gegenteil, er spricht seine Partnerin schuldig an den gemeinsamen Partnerschaftsproblemen.

Ein passiv aggressiver Mann traktiert seine Partnerin mit Dingen, die einem heftigen Mobbing gleich zu setzen sind. Ihr wird es in der Beziehung bald immer schlechter gehen. Gerade auch, weil sie mit ihren Worten nichts bei ihm erreicht, wenn sie erst einmal durchschaut hat, welches Spiel er unbewusst betreibt. Sie kann ihm ihre Verletzung mitteilen, über ihre Verzweiflung sprechen, und versuchen, ihm die Zusammenhänge zu erklären.

Ihre Persönlichkeit fängt an zu brökeln, weil sie irgendwann nicht mehr weiß, wem sie trauen soll

Sie kann sich auf den Kopf stellen, und wird ihn dennoch nicht erreichen. Zu tief ist das alte Gefühlsmuster bereits in ihm verankert. Er DARF einfach keine für ihn negativ behaftete Gefühle spüren, weshalb er diese auch vehement negiert.

Sie leidet mit der Zeit aber immer mehr. Im Grunde ihres Herzen weiß sie es, dass sie sich eigentlich trennen müsste, um sich selbst zu schützen. Ja, wäre er doch nicht zwischendurch so wahnsinnig lieb und zugewendet.

Dabei hat sie bereits alles versucht. Ihn mit Worten zu bewegen, sich anders zu verhalten, selbst mit Wut und Ärger reagiert, ihm seine Verhaltensweise erklärt usw. Sie hat sich immer mehr mit Informationen zum Thema versorgt, doch nichts ändert sich.

Seine mangelnde Einsicht quält sie zusätzlich. Sie kann sein Verhalten einfach nicht mehr ertragen. Vom eigenen Partner gemobbt zu werden, und gleichzeitig geschworen zu bekommen, dass nichts so ist, wie es ihr scheint, bringt sie fast um.

Da er aber auch wirklich lieb ist, und oft auch sehr zugewendet, fängt sie an, ihren eigenen Wahrnehmungen nicht mehr zu vertrauen. Hat er vielleicht doch Recht? Ist sie selbst die eigentliche Ursache, das Problem in der Beziehung? Vielleicht hat er gar keine verkappten Aggressionen, und es sind alles ungünstige Umstände, die ihr immer mehr Schwierigkeiten machen!?

Sie beginnt, ihren gesunden Menschenverstand zu verlieren. Fühlt sich, als wüsste sie nicht mehr, wo oben und unten ist, in der Beziehung. Leidet immer mehr und verzweifelt von Mal zu Mal mehr. Hilfe findet sie nicht, weil dieses Verhalten von außen nicht erkennbar ist. Freunde und Familie sagen immer wieder, wie nett und zugewandt er doch sei…

So rutscht sie immer weiter in den Sog seiner passiv aggressiven Persönlichkeit.

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Hier bloggt für euch Almut Bacmeister-Boukherbata, Psychologische Beraterin & Paarberaterin in eigener Praxis seit 2001. In Hamburg lebend und praktizierend. Bietet seit 2010 auch mobile Beratung im Hamburger Umkreis an. Für alle, die nicht aus Ihrem Einzugsgebiet kommen, bietet sie ebenfalls Telefoncoaching an. Ihre Arbeitsweise ist kreativ und intuitiv, Klientenbezogen. Bekannt unter dem Begriff: "Individuelle Wegbegleitung". Sie schreibt Bücher und betätigt sich künstlerisch.

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