Mobbing verletzt… Teil II

… und hinterlässt Spuren auf der Seele.

Mobbing löst große Scham beim Opfer aus. Die Spuren von Mobbing können eine Seele zerstören.

Mobbing löst große Scham beim Opfer aus. Die Spuren von Mobbing können eine Seele zerstören.

Auch wenn wir kaum noch etwas von Mobbing im Internet hören, so ist dieses Phänomen sicherlich noch nicht ausgerottet. Im Gegenteil wir kennen eine andere, uns vom Begriff her neue Art des Mobbings: Bullying. Hierbei werden die Opfer nicht „nur“ schikaniert, erpresst, massiv geärgert, oder ausgegrenzt, sondern körperlich und/oder seelisch misshandelt.

Man stelle sich vor, dass ein junges Mädchen in der Schule von anderen Mädchen ausgegrenzt wird, nur, weil sie sich für andere Dinge interessiert, als die anderen. Möglicherweise ein Grund für Pubertierende, massive aufzutreten, und das Mädchen schlecht zu machen.

Das fängt damit an, in der Schule und bei Freundinnen schlecht über sie zu reden, geht weiter mit Gerüchten, die über sie in die Welt gesetzt werden, und hört mit bösartigen Kommentaren in den sozialen Netzwerken noch lange nicht auf.

Es ist schwierig, in Kürze die Intensität dessen darzustellen, was tatsächlich auf das Mädchen einwirkt. Schauen wir einmal zu ihr, und dazu, wie sie sich fühlt. Diese beschreibe ich der Plastizität wegen in Ich-Form.

„Meine Freundinnen wollen plötzlich nichts mehr von mir wissen. Dabei waren wir bis vor kurzem eng befreundet. Sie hören jetzt auf das Mädchen mit der größten Klappe in der Klasse. Sie ist es, die will, dass auch die anderen mich meiden. Dabei habe ich ihr gar nichts getan. Ich will nur nicht auf sie hören.

Immer wenn ich in den Raum komme, tuscheln die miteinander. Wenn ich auf Hörweite bin, schweigen sie, und grinsen blöd. Sie wollen nicht, dass ich dabei bin. Das tut mir weh. Ich fühle mich total allein. Keine von denen will sich Nachmittags mit mir verabreden. Es ist, als wäre ich Luft für sie. Die dissen mich total! Ich bin nichts wert. Immer nur allein. Ich halte das nicht mehr aus.

Anfangs habe ich meine frühere beste Freundin angeschrieben, ob sie Lust hat, mit mir ins Kino zu gehen. Aber ich bekam nur eine böse Whatsapp zurück. Ich solle sie gefälligst in Ruhe lassen, sie würde sich mit mir nicht mehr abgeben. Das tat tierisch weh. Ich weinte den ganzen Nachmittag. Mama kam rein, und fragte, was los ist. Ich erzählte es ihr, aber ich glaube, dass sie die Situation nicht wirklich verstanden hat. Sie meinte nur, ich soll mir andere Freundinnen suchen, statt diese Zicken.

Jetzt ist alles noch schlimmer. Die Anderen verstecken andauernd meine Sachen. So dass ich lange suchen muss, um meinen Turnbeutel oder so wieder zu finden. Dann lachen sie mich aus, wenn ich verzweifelt bin. Mama hat gesagt, ich soll auf meine Sachen aufpassen. Ich kann nicht mehr. Schäme mich total, weil die Anderen so tun, als sei ich schlampig.

Seit Neuestem gucken alle mich so komisch an. Keine Ahnung, was passiert ist. Nun tuscheln alle, wenn ich in der Nähe bin, schauen sich auf dem Handy etwas an, und lachen. Manchmal schauen sie mich auch provozierend an, und lachen. Bringen dumme Sprüche. Nennen mich eine Bitch und Schlimmeres. Verdammt, das tut sooo weh.

Ich habe eben im Internet mal meinen Namen eingegeben. Man, ich bin total entsetzt. Da hat jemand bei Instagramm ein Foto von mir veröffentlicht. Ich bin da zusammen mit unserem Sportlehrer. Sieht aus, als wären wir im Eiscafé und am Händchen halten. Dabei war ich noch nie mit einem Lehrer irgendwo privat. Ich schwör’s. Ich bin doch nicht doof. Echt schlimm. Das Foto habe ich nun auch bei Facebook gefunden. Ist das peinlich. Ich könnte im Erdboden versinken. Was alles noch schlimmer macht: Da steht, ich wäre verliebt in unseren Sportlehrer und hätte auch mit ihm gepoppt. Ich schäme mich zutiefst. Bin verzweifelt. Ich habe doch nichts mit unserem Lehrer. Deswegen dissen die mich also alle. Und lachen über mich.

Zur Schule mag ich gar nicht mehr gehen. Die haben das doch alle gesehen. Nein, dass kann ich nicht. Mama meint, ich solle drüber stehen, aber das tut tierisch weh. Die hat doch keine Ahnung, wie die alle zu mir sind. Ich werde gemieden und ausgelacht. Es ist nur noch peinlich. Was soll ich bloß tun??? Ich mag nicht mehr. Ich bin nur noch am Heulen. Ich kann nichts, und bin einfach nichts wert.“

So oder so ähnlich könnten Geschichten sein, die z.B. jungen Menschen passieren, die gemobbt werden. Oft enden solche Dinge auch mit dem Selbstmord des Mobbingopfers, dass für sich keinen Ausweg mehr findet.

Wenn dir also jemand begegnet, der ein Mobbingopfer ist, dann kümmere dich. Sei dir darüber bewusst, dass das Selbstbewusstsein des Mobbingopfers sehr angekratzt ist. Hilf‘ dieser Person, unterstütze sie, und versuche, die Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen. Das macht die Erlebnisse zwar nicht weniger schlimm, hilft aber dabei, Mobbing bzw. Bullying besser zu verarbeiten. Es ist wichtig, sich selbst nicht nur als Opfer zu erleben, sondern auch als jemanden, der stark ist. So stark, sich zu wehren, und solche Dinge nicht mit sich machen zu lassen.

Bist du selbst das Mobbingopfer, dann suche dir Unterstützung & Hilfe von Menschen, die das, was du erleidest nachvollziehen können, und dir helfen, dich zu wehren. Vertraue darauf, dass es besser ist, sich zu wehren, als alles hin zu nehmen. Schlimmer kann es gar nicht werden, und was du jetzt brauchst, ist jemand, der dich aufbaut. Dafür wäre z.B. eine Psychotherapie hilfreich.

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Hier bloggt für euch Almut Bacmeister-Boukherbata, Psychologische Beraterin & Paarberaterin in eigener Praxis seit 2001. In Hamburg lebend und praktizierend. Bietet seit 2010 auch mobile Beratung im Hamburger Umkreis an. Für alle, die nicht aus Ihrem Einzugsgebiet kommen, bietet sie ebenfalls Telefoncoaching an. Ihre Arbeitsweise ist kreativ und intuitiv, Klientenbezogen. Bekannt unter dem Begriff: "Individuelle Wegbegleitung". Sie schreibt Bücher und betätigt sich künstlerisch.

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