Der Tod trainiert mit

Wenn Magersüchtige das Fitnesstraining für ihre Sucht nutzen 

Magersucht ist eine Krankheit

Magersucht ist eine Krankheit, die unbehandelt zum Tod führen kann. Immer wieder sterben Menschen an extremen Untergewicht, weil sie mit ihrer Magersucht keine Hilfe erfahren.

Magersucht ist simpel ausgedrückt der Wahn zu dick zu sein, und dagegen vermeintlich mit Diäten und übertriebenem Sport angehen zu müssen. Wie in anderen Fällen auch, schreit bei einer Magersucht die Seele nach Hilfe.

Wird die Seele geheilt, hat der Mensch eine reale Chance, auch körperlich wieder gesund zu werden. Allerdings dauert es oft, bis ihm diese Hilfe zuteil wird. Entweder, weil die betroffene Person sich selbst keine Hilfe sucht, vielleicht, weil sie sich gar nicht bewusst ist, krank zu sein, oder aber auch, weil das direkte Umfeld auf die Magersucht nicht adäquat reagiert.

Magersucht wird zu Beginn oft nicht ernst genommen, weil sie mit so etwas wie Schlankheitswahn verwechselt wird. Zu Beginn ähneln sich Magersucht und Schlankheitswahn ja auch, denn in beiden Fällen tut man alles dafür, schlanker zu werden. Erst, wenn gesundheitliche Grenzen überschritten werden, wird das Problem zu einer Krankheit. Dann nämlich, wenn der Mensch schon extrem dünn ist, und seine eigenen Grenzen nicht erkennt.

Wenn er in den Spiegel schaut, und nicht das wahrnimmt, was Realität ist, sondern sich immer noch zu dick fühlt, selbst dann, wenn die Umwelt diesen Menschen schon als nur noch aus Haut und Knochen bestehend wahrnimmt..

Man muss sich vorstellen, dass das ähnlich ist, wie bei Menschen, die regelmäßig in ein Sonnenstudio gehen, und immer brauner werden, weil sie selbst nicht mehr wahrnehmen, WIE braun sie schon sind. Das Resultat ist oft, dass diese Menschen von Ihrer Umwelt als unangenehm braun empfunden werden, als unnatürlich. Sie selbst glauben aber, gut auszusehen.

Wenn dich das Thema Magersucht tiefer gehend interessiert, dann suche bitte die entsprechenden Fachseiten im Internet auf, da ich weder Fachfrau in diesem Bereich bin, noch gewillt, mich tiefer in dieses Thema einzuarbeiten. Ich will aber auf Folgendes aufmerksam machen:

Magersüchtige, die den Weg in ein Fitnessstudio finden, fallen häufig nicht nur dadurch auf, dass sie extrem dünn aussehen, sondern auch dadurch, dass sie am längsten von allen auf Crosstrainern und Steppern zu finden sind. Sie trainieren fast bis zum Umfallen auf den Cardiogeräten.

Gefahr durch gesundheitsgefährdendes Training

Je mehr ihnen der Schweiß rinnt, desto zufriedener scheinen sie zu sein. Sie sind oft nicht daran interessiert, ihrem Körper etwas Gutes zu tun, und alle Muskeln zu trainieren, sondern lieben fast ausschließlich die Geräte, die besonders zum Abnehmen geeignet sind. Die Gefahr, die aus diesem übermäßigem Training entsteht, scheint ihnen entweder nicht bewusst, oder egal zu sein.

Gefährlich wird dieses übertriebene Training gerade auch dadurch, dass auf der anderen Seite eine Mangelernährung steht. Wer kaum etwas isst, bzw. sich durch zu wenig essen zwangsläufig unausgewogen ernährt, der gefährdet seine Gesundheit extrem durch exzessives Training im Fitnessstudio.

Magersucht gehört übrigens zu den Essstörungen, und sollten durch Fachleute behandelt werden. 

Gerade in letzter Zeit bemerken wir in unserem sehr kleinen Fitnessstudio zunehmend junge Mädchen, die entweder schon magersüchtig sind, oder aber auf dem Weg in die Magersucht. Natürlich ist das kein neues Phänomen, denn Magersucht existiert bereits seit ewigen Zeiten. Vielleicht ist es einfach Zufall, oder aber mir ist es vorher einfach nicht so extrem aufgefallen.

Auch wenn ich am liebsten sagen würde: „Mensch Mädel, du hast doch schon gar nichts mehr auf den Rippen, vielleicht solltest du nicht so akribisch trainieren.“, halte ich an mich.

Sicher wären diese Mädchen nicht durch meine Worte erreichbar. Ich denke aber, dass wir auch eine gesellschaftliche Verantwortung haben, uns einzumischen, wenn wir es zulassen, dass Sendungen wie „Topmodell“, im Fernsehen laufen dürfen, und junge Mädchen dadurch ebenfalls auf den falschen Weg geschickt werden. 

Eine gute Möglichkeit scheint mir zu sein, die Trainer in den Fitnessstudios auf diese Probleme aufmerksam zu machen. Überlassen wir es ihnen, die richtigen Worte zu finden, um auf die Gefahren aufmerksam zu machen. Schließlich sind sie es, die sich im Bereich der Gesundheitsfürsorge fortgebildet haben sollten, und unterstützend eingreifen könnten. Sie sind es auch, die Verantwortung für die Menschen tragen, die bei ihnen trainieren. Ein Auge sollte nicht nur darauf ruhen, ob eine Person ihre Übungen richtig ausführt, sondern auch auf die Gesamterscheinung der Person.

Bei Übergewichtigen fühlen sie sich ja auch genötigt, Wege zum Abnehmen aufzuzeigen. Ebenso sollte sie ein Augenmerk auf Untergewichtige haben. Notfalls müsste auch das eine oder andere Trainingsverbot ausgesprochen werden, so à la: „Bei uns nicht. Wir fühlen uns verantwortlich.“

Magersucht bedeutet Gefahr für das Leben des Magersüchtigen. Während ein dicker Mensch sich dieser Gefahr bewusst ist, dass zuviel Übergewicht ebenfalls eine gesundheitliche Gefahr bedeutet, sind Magersüchtige zu häufig darin verfangen, zu glauben, sie müssten weiter abnehmen. Da ist ein deutliches Zeichen von außen manchmal unerlässlich.

Ich mische mich ein. Spreche mit Fitnesstrainern, und mache aufmerksam. Du auch?

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Hier bloggt für euch Almut Bacmeister-Boukherbata, Psychologische Beraterin & Paarberaterin in eigener Praxis seit 2001. In Hamburg lebend und praktizierend. Bietet seit 2010 auch mobile Beratung im Hamburger Umkreis an. Für alle, die nicht aus Ihrem Einzugsgebiet kommen, bietet sie ebenfalls Telefoncoaching an. Ihre Arbeitsweise ist kreativ und intuitiv, Klientenbezogen. Bekannt unter dem Begriff: "Individuelle Wegbegleitung". Sie schreibt Bücher und betätigt sich künstlerisch.

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